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Kleine Sieger mit großen Namen

Simon, Luisa, Amadeus und Holger in den Spuren ihrer bekannten Eltern

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Der Generationswechsel in der Leichtathletik wurde bei den diesjährigen Kreis-Schülermeisterschaften im Stadion Rußheide eindeutig eingeläutet. Zumindest vier junge Talente wurden von ihren Eltern betreut, die einst selbst Bielefelder Leichtathletik-Geschichte geschrieben haben.

In der Schülerklasse M 11 gewann der 10-jährige Simon Nacke (LG/BTG) den 50 m Endlauf in 8,26 Sekunden und siegte auch im Weitsprung mit 3,63 m. Seine zwei Jahre jüngere Schwester Luisa belegte bei den Schülerinnen W 10 im 50 Endlauf Rang vier in 9,04 Sekunden und kam im Weitsprung mit 2,93 m auf Rang sieben. Auf der Tribüne fieberte Mutter Ute mit, die einst selbst im Trikot der LG Bielefeld unter ihrem Mädchennahmen Ute Meermann zu den besten heimischen Sprinterinnen zählte (Bestzeit 12,3 Sekunden). »Simon spielt eigentlich Fußball in der D-Jugend des VfL Wellensiek. Er ist von BTG-Trainerin Uta Lindemann zur Teilnehme an den Kreismeisterschaften überredet worden«, schmunzelte Ute Nacke vergnügt. Noch am Abend vor dem Wettkampf hatte sie im Keller ihres Hauses nach ihren alten Spikes gesucht, weil Simon unbedingt darin laufen wollte. Die Enttäuschung war groß, weil die Laufschuhe noch zwei Nummern zu groß für den ältesten Filius waren.
Neben ihrer Trainingsgruppe betreute Uta Lindemann natürlich auch ihren ebenfalls zehnjährigen Sohn Amadeus. Er gewann zur Überraschung seiner Mutter Ute den Schlagballwurf mit 35,50 m und belegte im 50 m Sprint den 4. Platz in 9,00 Sekunden. Im Hochsprung-Wettbewerb suchte man Amadeus allerdings vergeblich. Das war nämlich früher die Paradedisziplin der heutigen Sportwissenschaftlerin Uta Lindemann, die 1980 unter ihrem Mädchennamen Uta Ehrmann mit 1,81 m einen Kreisrekord aufstellte, der noch heute unübertroffen ist.
Im April dieses Jahres hatte Uta Lindemann die Nachwuchsgruppe im LG-Stammverein BTG übernommen. Seitdem trainiert ihr Sohn mit. »Amadeus schlägt ein bisschen aus der Art. Ich hatte früher mit dem Schlagball nichts am Hut. Und er gewinnt jetzt den Titel«, wunderte sich die Trainerin, die noch mehr staunte, als sie zur Hochsprung-Anlage blickte. Dort fungierten immer noch Regina und Eberhard Bensch als Kampfrichter. Im Hintergrund stand ihr ehemaliger Trainer Georg Cadek und gab Anweisungen. Gab die inzwischen 41-jährige Uta Lindemann grinsend zu: »Da habe ich für einen Augenblick die Zeit vergessen. Ich dachte, ich sei immer noch 14 Jahre alt.«
Der dritte im Bunde, der seinen Sohn in der Altersklasse M 12 betreute, war Hans-Werner Breitfeld. Filius Holger siegte im Diskuswerfen mit 18,53 m und wurde im 75 m Sprint Vizemeister in 11,44 Sekunden. Im Gegensatz zu seinen ehemaligen LG/PSV-Gefährtinnen Ute Meermann und Uta Ehrmann ist »Breitmann« auch heute noch im Seniorenbereich aktiv. Dass der Apfel in der Familie Breitfeld nicht weit vom Stamm fiel, wurde durch die Feststellung Hans-Werners deutlich: »Mein Sohn Holger hat seinen eigenen Kopf. Von mir lässt er sich nichts sagen.« Zur Erinnerung: Vor 35 Jahren war's nicht anders.

Artikel vom 04.07.2005