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Zwei Millionen tanzen
rund um den Globus

Zehn Live-8-Konzerte sind musikalische Demonstration

Berlin/London/Philadelphia (dpa/Reuters). Die Welt singt für Afrika: Beim größten Musikereignis der Geschichte haben Rock- und Popstars am Samstag mehr Hilfen für die Ärmsten der Armen gefordert. Bis Sonntagmorgen sangen und tanzten etwa zwei Millionen Menschen bei Live-8-Konzerten rund um den Globus.
Bob Geldorf ist Initiator der Live-8-Konzerte, die in zehn Städten auf vier Kontinenten stattfanden.

Ob Hyde Park, Brandenburger Tor, Versailles oder Roter Platz: Das Rekordspektakel mit Stars wie Paul McCartney, Robbie Williams, Elton John und Madonna vereinte zehn Städte auf vier Kontinenten. »Ich glaube, dass Ereignisse wie diese wirklich dazu beitragen können, die Welt zu verändern«, sagte UN-Generalsekretär Kofi Annan. In Johannesburg rief Südafrikas Ex-Präsident Nelson Mandela wenige Tage vor dem G8-Gipfel in Schottland (6. bis 8. Juli) die Industrienationen auf, keine leeren Versprechungen zu machen: »Sie haben die historische Gelegenheit, das Tor zur Hoffnung aufzustoßen.«
Etwa zwei Millionen Menschen nahmen an dem Musikmarathon teil, allein in Berlin feierten mehr als 200 000 eine Party für Afrika, etwa ebenso viele wie in London. Mit Stars der internationalen Film- und Musikszene wie Brad Pitt, Will Smith, Jon Bon Jovi und U2-Sänger Bono waren die Konzerte hochkarätig besetzt. Jahrzehnte nach ihren größten Erfolgen spielten The Who und Pink Floyd erstmals wieder in alter Formation. Die zerstrittenen Mitglieder von Pink Floyd (»The Wall«) hatten sich eigens für Live- 8 wiedervereinigt. Einen Rekord verbuchte die US-Metropole Philadelphia: Das Mammutspektakel dort dürfte mit etwa einer Million Besuchern als größtes Konzert in die Pop-Annalen eingehen. Weitere zwei Milliarden Zuschauer verfolgten die Konzerte über Fernsehen, Radio und Internet.
Vor der Siegessäule in Berlin standen die Zuschauer dicht gedrängt fast bis zum Brandenburger Tor. Bei schönem Sommerwetter jubelten sie mehr als zehn Stunden lang Bands wie Juli, a-ha, Roxy Music, den Toten Hosen oder Wir sind Helden zu. Als Juli »Die perfekte Welle« spielten, bildeten die Fans eine La-Ola-Welle auf der Straße des 17. Juni. Beifall brandete auf, als sich Claudia Schiffer mit der Bitte um mehr Entwicklungshilfe direkt an den Bundeskanzler wandte: »Herr Schröder, wir zählen auf Sie.« Herbert Grönemeyer sang seine Hits »Mensch« und »Bochum« und rief der Menge zu: »Danke, macht weiter.«
In London bezeichnete Coldplay-Sänger Chris Martin den Initiator des Konzertmarathons, Sir Bob Geldof, als »einen Helden unserer Zeit«. Geldof hatte auch das legendäre erste Live-Aid-Konzert vor 20 Jahren organisiert. Er rief die Menschen auf, nach Edinburgh zum G8-Gipfel zu kommen. Zu der Aktion »The Long Walk To Justice« (»Der lange Marsch zur Gerechtigkeit«) werden rund eine Million Demonstranten erwartet.
»3000 Afrikaner, die meisten davon Kinder, sterben jeden Tag an einem Mückenstich. Wir können das ändern«, mahnte Bono. Hollywoodstar Pitt ergänzte: »Wenn dieses Konzert endet, werden 30 000 Afrikaner an extremer Armut gestorben sein. Morgen Abend wieder 30 000. Das kann nicht so weitergehen.« Will Smith führte eindrucksvoll vor, wie viele Menschen in Afrika jede Minute in Folge von Armut und heilbaren Krankheiten ihr Leben verlieren - alle drei Sekunden einer.
Das erste Live-8-Konzert hatte bei Tokio begonnen - dort jubelten die Fans der isländischen Sängerin Björk zu. In Johannesburg sangen vor 40 000 Menschen überwiegend südafrikanische Musiker. Mehr als 200 000 Fans tanzten in Rom zu Zucchero und Duran Duran. Im französischen Versailles traten vor etwa 100 000 der aus dem Kongo stammende Rapper Passi und Shakira auf. In Moskau kamen 20 000 Menschen auf den Roten Platz.
www.live8live.com

Artikel vom 04.07.2005