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Hubertus Schmidt
siegt und fährt
zur Dressur-EM

Rene Tebbel gewinnt im Springen

Verden (dpa). Der Außenseiter ballte die Faust und schrie seine Freude heraus: Rene Tebbel hat bei den deutschen Meisterschaften der Springreiter überraschend den Titel gewonnen und nutzte die Schwäche der Favoriten gekonnt aus.

Der 36-Jährige setzte sich nach drei Teilprüfungen mit Quel Homme mit 4,78 Strafpunkten durch. Auf die Plätze zwei und drei kamen Marco Kutscher (Riesenbeck) mit Montender (7,45) und Pia-Luise Aufrecht (Münster) mit Ingmar (9,04). In der Dressur hatten zuvor Heike Kemmer (Winsen) und Hubertus Schmidt (Borchen) erstmals die Titel gewonnen.
Tebbel war vor Freude kaum zu bremsen. Mit dem Gewinn seines ersten Titels hatte der Dritte von 1993 selber nicht gerechnet: »Ich war sicher keiner der Favoriten.« Für den Profi aus Emsbüren war es nach einer Durststrecke die bisherige Krönung der Karriere, doch zur EM in San Patrignano darf er in zwei Wochen nicht mitreisen. Der Springausschuss nominierte stattdessen neben Vizemeister Kutscher auch Meredith Michaels- Beerbaum (Thedinghausen), Marcus Ehning (Borken) und Christian Ahlmann (Marl).
Tebbel zeigte eine starke Vorstellung mit nur einem Abwurf in fünf Umläufen, nutzte aber auch die Patzer der Stars. Die hoch gehandelte Weltranglisten-Erste Michaels-Beerbaum, die am ersten Tag noch mit zwei Pferden in Führung gelegen hatte, musste sich mit Platz vier begnügen. Bei Ludger Beerbaum war die vage Hoffnung auf den neunten Titel früh verflogen. Der Titelverteidiger hatte auf sein formschwaches Toppferd Goldfever verzichtet und kam mit dem talentierten Couleur Rubin auf Rang sechs.
Am Vortag hatte Imke Harms zum zweiten Mal den Titel bei den Springreiterinnen gewonnen. Die 32-Jährige aus Homberg/Ohm setzte sich mit Rulanda nach insgesamt drei Runden ohne Strafpunkt durch. »Meinetwegen könnten die Meisterschaften jedes Jahr hier sein«, sagte die Reiterin, die bereits vor zwölf Jahren an selber Stelle den Titel gewonnen hatte. Gleich drei Reiterinnen teilten sich Platz zwei: Pia-Luise Aufrecht (Münster), Barbara Steurer-Collee (Eberstadt) und Anna-Maria Jakobs (RV Warburger Land). Mylene Diedrichsmeier (Steinhagen) wurde Fünfte.
In der Dressur dominierte Heike Kemmer mit Bonaparte die Frauen-Wertung. Sie siegte mit 234,105 Prozentpunkten vor Carola Koppelmann (Warendorf) mit Le Bo (218,515) und Anja Plönzke (Wiesbaden) mit Solero (214,460). »Ich habe mir einen Traum erfüllt«, sagte die Siegerin: »Endlich stehe ich bei einer Meisterschaft ganz oben.«
Die Herren-Wertung gewann Schmidt im Sattel von Wansuela Suerte (231,455) vor Klaus Husenbeth (Sottrum) mit Piccolino (220,515) und Martin Schaudt (Albstadt) mit Weltall (218,330). »Ich bin sehr, sehr zufrieden«, sagte Schmidt zu seinem ersten Titel. Einen schweren Rückschlag erlebte Vorjahressieger Schaudt: »Ich glaube nach wie vor, dass ich das beste Pferd habe, aber leider auch das schwierigste.«
Das sah auch der Dressur-Ausschuss so, der Schaudt nicht für die EM nominierte. »Das Pferd ist derzeit nicht in der Form, in der es sein sollte. Das haben die beiden Sichtungen in Aubenhausen und hier in Verden gezeigt«, sagte Bundestrainer Holger Schmezer: »International wäre er mit der Vorstellung zerrissen worden.« Nominiert wurden Kemmer, Schmidt und Husenbeth. Viertes Paar sind Ann Katrin Linsenhoff (Kronberg) und Sterntaler, wenn das derzeit angeschlagene Pferd einen Leistungstest besteht.

Artikel vom 04.07.2005