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Jöllenbecker Hocker sind einfach gut

Möbel und Bildobjekte in Galerie Jesse

Bielefeld (uj). Dem Genialen liegt häufig eine verblüffende Einfachheit zugrunde: Zwei parallel angeordnete Bretter, die mit einer aufliegenden Platte verbunden werden und ein Stabilisierungssteg - fertig ist der Jöllenbecker Hocker. Die Eigenkreation des Jöllenbecker Tischlers Michael Hemkentokrax sowie weitere Möbelstücke mit außergewöhnlichem Design stellt derzeit die Galerie Jesse aus, gemeinsam mit Malerei von Fred Schierenbeck.

Die Form erinnert in frappierender Weise an den so genannten Ulmer Hocker von Max Bill. Im Gegensatz zum Bauhaus-Designer setzt Hemkentokrax auf Handarbeit anstatt auf industrielle Fertigung, auf beständige Eiche anstatt auf weiches Fichtenholz. Auch hebt er sich in der Oberflächenbearbeitung klar vom berühmten Vorbild ab, indem er die Bretter nur grob und archaisch bearbeitet. Die dabei entstehenden reliefartigen Strukturen gehören mittlerweile zum überaus beliebten Markenzeichen des 51-jährigen Handwerksmeisters. »Der haptische Charakter des Holzes spricht viele Menschen an«, freut sich Hemkentokrax.
So werden Astlöcher in einer sonst so asketisch durchkomponierten Sitzbank zum Zierrat und die Schubladenfront aus gespaltenen Holzscheiten zum Hingucker. Oder ein altes, schon verbogenes, rissiges Brett aus Kambola-Holz wird, aufgesetzt auf ein Stahlgerüst, plötzlich zum ausgefallenen Tisch, der flügelgleich im Raum zu schweben scheint. -ƊHandwerkskunst von abgehobener Kreativität und Sinnlichkeit.
Im Galerie-Raum korrespondieren Hemkentokrax' Möbelkreationen mit den monochromen Gemälden Fred Schierenbecks, der seine pastos mit Füllmaterialien durchmischte Malerei auf dicke Holzbretter aufträgt und dabei einen skulptürlichen Effekt erzielt. Auch seine Bilder sind streng komponiert und erhalten ihren eigenwilligen Charakter durch die Oberflächenstruktur. Nach Blau ist der 1952 in Bremen geborene Maler derzeit in der Rotphase.
Die Ausstellung ist bis zum 14. August in der Galerie Jesse, Siekerwall 14A (Eingang von der Neustädter Straße/Ecke Schmale Gasse), zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18.30 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr oder nach telefonischer Absprache unter 17 79 24.

Artikel vom 05.07.2005