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Mit Maiskolbenpfeife
aufs Jubiläum rauchen

Tabakhaus blickt auf 300-jährige Geschichte zurück

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Schon Huckleberry Finn überredete weiland Tom Sawyer dazu, gemeinsam mit ihm eine Maiskolbenpfeife zu schmauchen. Wie Tabak daraus schmeckt, das konnten die Gäste des Empfangs zum 300-jährigen Jubiläum der Firma Gebr. Crüwell gestern Abend erleben.

Es wurde nicht nur mit Kartoffelpuffern und Schinken (westfälisch), Weißwürsten und Brezeln (bayerisch) gefeiert, sondern gleichzeitig auch eine Ausstellung mit historischen Plakaten eröffnet: Damit wurde von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre hinein für Crüwell-Tabak »Reklame« gemacht. Meister-Shag oder Krüll- oder Feinschnitt wurden als »Feierabend-Tabak« oder »Winterabend«, als »Frühlingsmorgen« oder »Tropen-Reiter« verkauft: Jäger oder Indianer, Scheichs, Eskimos oder Tennisspieler zierten Plakate oder Verpackungen. Zeitlich ließen sich die Plakate, so Grafiker Immo Stolzenberg, nur »vage zuzuordnen«: »Sie sind nicht genau datiert.«
Immer wieder taucht als Motiv oder Firmen-Signet aber auch das unverwechselbare Crüwell-Haus auf. Oberbürgermeister Eberhard David nannte es ein »Schmuckstück der Stadt«, Verkehrsdirektor Hans-Rudolf Holtkamp sprach von einem »unersetzlichen Wahrzeichen, mit dem sich die Bielefelder identifizieren«. Die Inhaberfamilie hatte den Giebel im vergangenen Jahr restaurieren lassen - Dr. Guido Sandler verhalf zur Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. In seinem Vortrag gestern Abend warb Sandler um Unterstützung für den Denkmalschutz und auch Hans Ziehm und sein Sohn Dr. Hanno Ziehm als persönlich haftende Gesellschafter der Firma Gebr. Crüwell hatten auf Jubiläums-Geschenke verzichtet und stattdessen eine Spende für den Denkmalschutz erbeten.
Angesichts des 300-jährigen Jubiläums meinte Sandler: »Da wird man fast schon von Ehrfurcht erfasst.« Mit feierte auch die 14. Familiengeneration: Es gibt 19 Enkelkinder. Zum Gratulieren kamen unter anderem Hansjörg Pfitzner, der quasi Raucher von Berufs wegen war (Zigarren Andree), Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, Prof. Dr. Reinhard Vogelsang, der ehemalige Leiter des Stadtarchivs, die Altstadt-Kaufleute Udo Bienfait, Stefan Kokerbeck und Dirk Wintzer, Klaus Heise, Ehrenvorsitzender der Theater- und Konzertfreunde und seine Frau Liselotte. Erinnerungsstücke für die Gäste gab es auch: kleine Steine aus dem alten Giebel.Seite Wirtschaft

Artikel vom 02.07.2005