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Aufbruch zum Kampf gegen Armut

Britischer Minister will »das größte Übel unserer Zeit« beenden

Edinburgh (Reuters). Der britische Finanzminister Gordon Brown hat den Kampf gegen die Armut am Samstag zum größten moralischen Kreuzzug der heutigen Zeit erklärt.
Der britische Finanzminister Gordon Brown.
Zuvor waren 200 000 Menschen aus ganz Europa in einem Protestzug gegen die Armut durch das schottische Edinburgh gezogen. »Wir bejahen heute, dass wir einem einheitlichen moralischen Kosmos angehören und dass es nun für uns zum größten moralischen Kreuzzug unserer Zeit werden muss, das größte Übel unserer Zeit zu bekämpfen«, sagte Brown in einer Rede in der Versammlungshalle der Kirche von Schottland.
Fünf Stunden lang hatten zuvor die ganz in Weiß gekleideten Demonstranten ein weißes Band durch die Stadt gebildet - das Symbol der Kampagne »Make Poverty History«. Wenige Tage vor dem G-8-Gipfel, der unweit der schottischen Hauptstadt stattfinden soll, forderten die Demonstranten mehr Hilfen und Schuldenerlasse für Afrika. Die Protestaktion lief parallel zu den weltweiten Live-8-Konzerten, mit denen gleichfalls auf die Armut aufmerksam gemacht werden sollte.
»Das war ein historischer Moment. Ganz gewöhnliche Menschen sind gekommen und haben klar zum Ausdruck gebracht, was sie wollen«, sagte Matt Phillips von der Organisation »Rettet die Kinder«.
»Ich gehe niemals zu Demonstrationen, aber diesmal fühlte ich, ich musste es tun«, sagte ein 55-jähriger Schotte. »Armut ist eine Sünde und es ist falsch, dass so viele Menschen so wenig haben«, sagte er. »Ich hoffe, dieser Marsch verändert nächste Woche etwas.« Demonstranten trugen Schilder mit der Aufschrift »Löscht die Schulden« oder »Menschen vor Profit«. Viele hielten weiße Luftballons in den Händen und schwenkten große weiße Papier-Ohren mit der Aufschrift »G8, hört ihr zu?«.
»Wir wollen eine Botschaft für den Gipfel in der kommenden Woche senden«, sagte Deborah Slater, die für die Demonstration eigens aus dem Süden Englands angereist war.
Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten und Russlands (G 8) wollen bei ihrem Treffen nächste Woche im schottischen Gleneagles über Hilfen für Afrika beraten. Der britische Premierminister und derzeitige G 8-Präsident Tony Blair hat die Armutsbekämpfung in Afrika zum Schwerpunkt des Gipfels erklärt.
Die für Afrika engagierten Gruppen und Organisationen forden einen vollständigen Schuldenerlass für die ärmsten Länder des Kontinents.
Zudem sollen die reichen Länder ihre Entwicklungshilfe jährlich um 50 Milliarden Dollar aufstocken. Rund die Hälfte davon soll nach Afrika gehen. Schließlich verlangen die Demonstranten den Abbau von Handelsbarrieren, damit afrikanische Länder einen besseren Zugang zu den attraktiven westlichen Märkten bekommen.

Artikel vom 04.07.2005