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Aufstand bei PC Spezialist gescheitert

Hauptversammlung bestätigt knapp zwei der drei Aufsichtsräte -ÊVan Halem nicht gewählt

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Der spannendste Krimi hat an diesem Freitag nicht in Berlin gespielt, sondern in Bielefeld. Eine Gruppe von Aktionären scheiterte denkbar knapp bei dem Versuch, den kompletten Aufsichtsrat des Franchise-Unternehmens PC Spezialist abzuwählen.
Günter Lewald (r.) bleibt Aufsichtsratsvorsitzender, Frank Roebers (l.) sein Vorstandssprecher.

Sieben Stunden dauerte die Hauptversammlung, von mindestens sechs längeren Pausen unterbrochen. Diese waren dem Bemühen von Aufsichtsrat und Vorstand geschuldet, auf keinen Fall einen Formfehler zu begehen.
Dass die erste Hauptversammlung von PC Spezialist am Standort Bielefeld aufregend würde, stand allerdings schon vorher fest. Schon im Vorjahr hatte der Investor Cornerstone, der zusammen mit seiner Konzernmutter Deutsche Balaton knapp 15 Prozent der PC Spezialist-Aktien hält, seinen Vorstand Pieter van Halem als Aufsichtsrat durchsetzen wollen. Damals war das Vorhaben an einem Rechtsfehler gescheitert.
Diesmal wollte van Halem Nägel mit Köpfen machen. Er stellte den Antrag, dass der gesamte dreiköpfige Aufsichtsrat vorzeitig abgewählt und durch Männer seines Vertrauens ersetzt würde. Der Vorstand mit Sprecher Frank Roebers vermutete illegale Absprachen zwischen Cornerstone und einem dritten Großaktionär, der Luxemburger Fondsgesellschaft Axxion. Zusammen besitzen sie etwa 26 Prozent.
Van Halem begründete seinen Antrag am Freitag unter anderem mit dem enormen Verfall des Aktienkurses binnen Jahresfrist von 12,10 auf 8 Euro. Zu dieser »Katastrophe« gesellten sich als zweite das »Millionengrab« um das neue Franchise-Experiment »Digital Inc.« in Wien sowie die Kündigung von 19 Franchise-Nehmern. Der Redner warf Roebers vor, streitsüchtig zu sein. Außerdem habe er die Aktionäre zu spät über die Klage gegen die Franchise-Nehmer informiert - ein Versäumnis, das van Halem der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) melden will.
Unterstützt würde der Cornerstone-Chef in seiner Kritik am Vorstand überraschend vom Vertreter der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger (SGK), Benedikt Brückle. Der harte Widerstand gegen einen Aufsichtsratswechsel lege den Verdacht nahe, dass »hier etwas verborgen bleiben soll«. Brückle schlug vor, an Stelle des dritten Cornerstone-Vertreters SGK-Vorstand Harald Petersen in den Aufsichtsrat zu wählen.
Während sich Roebers, sein Vorstandskollege Andreas Wenninger und Aufsichtsratschef Dr. Günter Lewald darauf beschränkten, die Vorwürfe sachlich zu widerlegen, starteten einige Kleinaktionäre auch gezielte Angriffe auf Cornerstone und deren Mutter Deutsche Balaton. So verwies Peter Romanus darauf, dass die beiden Aktiengesellschaften für 2004 noch keine gültigen Abschlüsse vorgelegt hätten. Weder unterstellten sie sich selbst dem Corporate Government Codex (CGC) noch zeugten ihre bisherigen Beteiligungen von besonderem Erfolg: Mehrere kleinere Aktiengesellschaften hätten bald nach dem Einstieg von Cornerstone Insolvenz anmelden müssen.
Ein anderer Kleinaktionär, Winfried Bunte, leitete daraus die Vermutung ab, hier seien nicht Heuschrecken, sondern sogar Vampire am Werk: »Wenn die Ersteren ein Feld befallen, kann es sich noch erholen. Vampire saugen einer Gesellschaft für immer das Blut aus.«
Nachdem Roebers auch von Seiten der Franchise-Nehmer (Detlev Sostaric) und des neuen Partners Akcent (Frank Garrelts) das Vertrauen ausgesprochen bekommen hatte, versprachen die Abstimmungen angesichts einer Präsenz von 58,77 Prozent von vorneherein knappe Ergebnisse. Am Ende des Krimis wurden die Aufsichtsräte Lewald (mit 51,0 Prozent) und Prof. Antje Helpup (50,8) bestätigt. Abgewählt wurde dagegen mit 68,5 Prozent Guido Evers. An seiner Stelle aber wählten die Aktionäre weder van Halem noch Petersen, sondern den Idsteiner Unternehmer Stefan Kaczmarek.
Roebers, den der Krimi nicht unberührt ließ, wertete das Ergebnis positiv: »Am Montag arbeiten wir wieder ganz normal weiter.«

Artikel vom 02.07.2005