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Der »Pate« schlägt alles

Besitz der Hollywood-Legende Marlon Brando versteigert

New York (dpa). Ein Jahr nach dem Tod von Marlon Brando sind bei einer Versteigerung von Besitztümern der Hollywood-Ikone Rekordpreise erzielt worden. So wechselte das Drehbuch zu Brandos Mafia-Film »Der Pate« für 312 800 Dollar (etwa 260 000 Euro) den Besitzer.
Marlon Brando, jung und als »Pate«: In der Glasvitrine das zum Rekordpreis versteigerte Drehbuch. Foto: Reuters

Insgesamt erzielte das Auktionshaus Christie's etwa 2,4 Millionen Dollar. »Es war beeindruckend, aber auch anrührend«, sagte Brandos Tochter Rebecca. »So viele dieser Dinge waren Teil meiner Kindheit.« Den Reinerlös der Versteigerung teilen sich die neun Kinder des Superstars, der am 1. Juli 2004 gestorben war.
Der Käufer von Brandos persönlichem Drehbuch-Exemplar für »Der Pate« bekam den Zuschlag nach einer von zahlreichen Fans mit Spannung verfolgten »Bieterschlacht« am Telefon. Bieter im Saal gaben auf, als der anonyme Anrufer schließlich mehr als das Zwanzigfache des höchsten Schätzpreises bot. Nie zuvor erzielte nach Angaben von Christie's ein Drehbuch bei einer Auktion einen so hohen Preis.
»Das waren ja nahezu 70 000 Dollar mehr als der bisherige Rekordhalter«, sagte eine Christie's-Sprecherin. 1996 hatte ein Fan von Clark Gable dessen Exemplar des Drehbuchs für den Klassiker »Vom Winde verweht« für 244 000 Dollar ersteigert.
Brando hatte das in rotes Leder gebundene Drehbuch mit der Aufschrift »The Godfather« reichlich mit handschriftlichen Hinweisen zur Gestaltung seiner Rolle versehen. An einer Stelle notierte er »Through the nose« (»Durch die Nase«), auf einer anderen Seite liest man »high voice« (»hohe Stimme«).
Die »New York Times« kritisierte, dass solche Hollywood-Memorablia besser in Archiven aufgehoben seien, wo sie Filmhistoriker studieren könnten. Brandos Biograf Peter Manson nannte die Auktion »gruselig«, weil sehr viele Gegenstände aus dessen Privatsphäre unter den Hammer gekommen seien. Er glaube nicht, dass dies im Sinne des Schauspielers gewesen sei.
Zu den Spitzenergebnissen der Auktion gehörte auch ein Brief des Schriftstellers Mario Puzo, mit dem er Brando um die Übernahme der Rolle des »Paten« bat. Das handschriftliche Dokument wechselte für 132 000 Dollar den Besitzer - mehr als das Hundertfache des geforderten Mindestgebots.
Für eine Fotografie von Marlon Brando und Rita Moreno zahlte ein Liebhaber 48 000 Dollar. Ein Telegramm Brandos an Marilyn Monroe nach deren Nervenzusammenbruch im Jahr 1961 fand für 36 000 Dollar einen neuen Besitzer. Selbst Alltagsgegenstände wie ein kleiner Stapel alter Kreditkarten mit Brandos Namen und ein kleiner Kaffee-Beistelltisch brachten 15 000 Dollar.

Artikel vom 02.07.2005