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Pendler sollen
im ICE reisen

Bei Verspätungen Fernzüge freigeben

Bielefeld (WB/ewp/lnw). Die Deutsche Bahn soll in den Hauptverkehrszeiten in den Nahverkehrszügen die erste Klasse häufiger für Reisende mit einem Zweite-Klasse-Fahrschein freigeben. Das hat der Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe (VVOWL) gefordert.

Gerade in Spitzenzeiten sei die zweite Wagenklasse überfüllt und viele Fahrgäste müssten stehen, sagte VVOWL-Sprecher Kai Schulte dieser Zeitung. Die erste Klasse sei hingegen nicht ausgelastet. Sie werde lediglich von drei Prozent der Reisenden in Anspruch genommen.
Die NRW-Grünen haben am Wochenende der Bahn ebenfalls mangelnde Flexibilität vorgeworfen. Der Geschäftsführer der Grünen-Landtagsfraktion und Verbraucherschutz-Experte, Johannes Remmel, forderte eine unbürokratische Freigabe der Fernzüge (IC/ICE) bei Verspätungen der regionalen Bahnen. Derzeit sei der Abstimmungsprozess so umständlich, dass es meist nicht zur Freigabe komme. Auch bei Durchsagen an die Reisenden gebe es Schulungsbedarf.
Remmel forderte den neuen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) auf, sich im Bundesrat für eine Verbesserung der Verbraucherrechte von Bahnkunden einzusetzen. Eine noch von der abgewählten rot-grünen NRW-Regierung eingebrachte Gesetzesvorlage werden von den CDU-geführten Ländern blockiert. Rüttgers sei jetzt gefordert, die Hebel umzulegen, sagte Remmel.
Die Grünen werfen der Bahn außerdem vor, den Fahrgästen auf Grund mangelhaften Zug-Materials und ungenügender Reparaturkapazitäten ständig Verspätungen zuzumuten. Vor allem auf den Regional-Express-Strecken sei es in den vergangenen Wochen immer wieder zu Verspätungen und dem Ausfall von Klima-Anlagen an heißen Tagen gekommen. Remmel: »Die Bahn bekommt das nicht in den Griff. Die Beschwerden bei der Schlichtungsstelle Nahverkehr der Verbraucherzentrale nehmen zu.« Besonders getroffen seien die Regionalexpresslinien RE 1 (Aachen-Köln-Düsseldorf-Bielefeld), RE 6 (Düsseldorf-Minden), RE 9 (Siegen-Gießen) und RE 11 (Düsseldorf-Paderborn).
Die Bahn wies die Vorwürfe zurück. »Auf den vier Linien haben sich pro Monat insgesamt 70 Kunden über Verspätungen beschwert«, sagte Bahnsprecher Gerd Felser. Bei 80 000 Reisenden, die auf diesen Strecken täglich unterwegs seien, liege das im Promille-Bereich.
Verspätungen von insgesamt 150 Stunden hätten in den vergangenen drei Monaten Spaziergänger auf den Bahngleisen verursacht, meinte Felser. Vor allem Gleisgänger von benachbarten Baggerseen hätten die Züge an heißen Tagen über Stunden zu verminderter Geschwindigkeit gezwungen.

Artikel vom 04.07.2005