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Klinik-Betrieb soll weiter gehen

NRW-Gesundheitsministerium will das Ev. Krankenhaus Rheda erhalten


Von Dirk Bodderas
Rheda-Wiedenbrück (WB). Einen Tag, nachdem das Krankenhaus Rheda (Kreis Gütersloh) in einer Blitzaktion geräumt worden war, hat sich am Freitag das NRW-Gesundheitsministerium eingeschaltet. In Sachen Schließung sei noch nicht das letzte Wort gesprochen, sagte eine Sprecherin des Ministeriums dieser Zeitung. Ziel sei es, den Betrieb wieder aufzunehmen. Das Krankenhaus war Donnerstag geschlossen worden, da die Kassen ihre Zahlungen eingestellt hatten. Die Patienten wurden in andere Kliniken verlegt.
Wie in den Fusionsplänen festgelegt, soll das Krankenhaus als Betriebsteil des Städtischen Klinikums Gütersloh mit 40 Betten der Abteilungen Chirurgie, plastische Chirurgie und HNO weitergeführt werden. Derzeit werde geklärt, »wo die Missverständnisse vor Ort« liegen.
Inzwischen lenkt die AOK ein. Wie Birgit Ursprung, Sprecherin der AOK Westfalen-Lippe, mitteilte, bemühe sich die Landesregierung darum, die Grundlagen für weitere Budgetverhandlungen zu schaffen. Die sieht Ursprung in einem Feststellungsbescheid zur Fusion der beiden Häuser. Wenn der rechtskräftig sei, könne man auch über die Finanzierung der Betten in Rheda sprechen.
Regierungspräsident Andreas Wiebe will »die Schließung und die Art und Weise nicht akzeptieren«. »Er fordere die Kassen auf, sich zu besinnen«. Wenn die Kassen die Verantwortung übernähmen, werde man durch guten Willen zu einer Lösung kommen.
Für Sven-Georg Adenauer, Landrat des Kreises Gütersloh, ist die Fusion »beschlossene Sache«. Bei keinem der Vorgespräche habe sich abgezeichnet, dass derart kurzfristig die Zahlungen eingestellt werden könnten. Adenauer ist besorgt, dass mit diesem Vorgehen ein Präzedenzfall geschaffen werden könnte. Rheda müsse als Betriebsstätte des städtischen Krankenhauses Gütersloh erhalten bleiben.
Derweil haben Verwaltungsleiter Harald Geier und der Vorsitzende des Evangelischen Stiftung Rheda, Rudolf Wixforth, beim Insolvenzgericht in Bielefeld die Zahlungsunfähigkeit der Stiftung angemeldet und die Geschäfte der 149 Jahre alten Institution in die Hände eines Insolvenzverwalters gelegt. Bislang stand das Evangelische Krankenhaus unter der Trägerschaft dieser Stiftung.
Sämtliche Bedienstete des Krankenhauses kamen gestern wie gewohnt zur Arbeit, vor allem um aufzuräumen. Mit einer Grundbesetzung werde der Betrieb aufrecht erhalten, sagte Harald Geier. Von der Großküche aus würden der Senioren-Wohnpark Vietingstraße und das Evangelischen Altenheim Parkstraße weiterhin versorgt.
Immer wieder gerät die AOK in die Schusslinie. Dass sie bei der Schließung des Evangelischen Krankenhauses eine Vorreiterrolle übernommen habe, machen Beobachter an der Tatsache fest, dass sie als erste die Begleichung offener Rechnungen eingestellt habe. 600 000 Euro an Verbindlichkeiten seien aufgelaufen, erklärte Geier. Karl-Josef Steden, Sprecher der AOK Westfalen-Lippe sagte, die AOK habe lediglich Rückforderungen an das Evangelische Krankenhaus verrechnet.

Artikel vom 02.07.2005