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»Kinder sind immer Kinder geblieben«

Konrektor Karl-August Pottkamp geht in Pension

Von Michael Schläger
Schildesche (WB). »Tschüß, Herr Pottkamp«, ruft mittags nach Schulschluss ein Schüler dem Konrektor der Sudbrackschule zu. Bald sagt die ganze Schule »tschüß«. Am kommenden Dienstag wird Karl-August Pottkamp in den Ruhestand verabschiedet.

Damit endet an Bielefelds größter Grundschule eine Ära. 35 Jahre lang wirkte der Pädagoge dort nahezu ununterbrochen. Wie viele Jungen und Mädchen er auf dem Weg ins Leben begleitet hat, kann der 59-Jährige kaum noch zählen. »Unterrichtet habe ich immer in allen vier Schuljahren.«
Eine Berufswahl, die hat er nie bereut. Dabei war die anfangs nicht vorgezeichnet. In Theesen aufgewachsen, besuchte er die Realschule in Spenge. Eine Maurerlehre schloss sich an. Das Abitur baute er auf dem zweiten Bildungsweg am Westfalen-Kolleg. An der Pädagogischen Hochschule Bielefeld studierte Pottkamp »zwei Glaubensfächer«, wie er schmunzelnd anmerkt: Religion und Mathematik. Sein drittes Fach war Musik.
Im Dezember 1970 kam er als Referendar zur Sudbrackschule, die damals schon zwei Jahre eine Grund- und keine Volksschule mehr war. Nur ein halbes Jahr verbrachte er anschließend an Stifts- und Josefschule, um dann an »seine« Schule zurückzukehren, an der er 1990 Konrektor wurde.
Und die hat Pottkamp geprägt. Mit Instrumentalkreisen und vielen Aufführungen. In den Weihnachtsgottesdiensten der Schule griff der langjährige Leiter des Theesener Posaunenchores gern selbst zur Posaune. Die Tische im neuen Computerraum fertigte er daheim in der eigenen Werkstatt. Als die Schule vor einigen Jahren saniert wurde, verzichtete er auf den Urlaub und verbrachte die Ferien auf der Baustelle.
»Die Kinder sind immer Kinder geblieben«, sagt er über die wechselnden Schülergenerationen. Aber zuweilen mangele es ihnen heute an der Konzentrationsfähigkeit. »Die Ablenkungen zum Beispiel durch die Medien sind oft einfach zu groß.« Die Vermittlung christlicher Werte war ihm immer ein besonderes Anliegen. Er findet es schade, dass manche Kinder erst über den Religionsunterricht in der Schule mit dem Glauben in Berührung kommen, »viele gar nicht mehr.«
Aber auch nach 35 Jahren ist der Pädagoge, selbst Vater von vier Kindern und Pflegevater eines weiteren Kindes, noch immer verblüfft von der Spontanität und der Offenheit, die er bei den Jungen und Mädchen erlebt.
Und einen Wunsch hat er: Dass wieder mehr Männer Grundschullehrer werden. An seiner Schule ist er inzwischen der Einzige.

Artikel vom 02.07.2005