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Wenn am Mittelmeer das
Wetter »zu schön« wird

WWF sieht bei Klimawandel Folgen für Natur und Wirtschaft

Rom (dpa). Der andauernde Klimawandel mit stetig steigenden Temperaturen könnte für die Anrainerstaaten des Mittelmeers verheerende Folgen haben.

Zu diesem Ergebnis kommt die Umweltstiftung WWF (World Wide Fund for Nature) in einem neuen Report, der am Freitag in Rom vorgestellt wurde. Demnach hätte ein durchschnittlicher Temperaturanstieg von nur zwei Grad Celsius bereits gravierende Auswirkungen auf die gesamte Region, wie etwa mehrwöchige Hitzewellen mit Durchschnittswerten jenseits der 35-Grad-Marke, Dürre und erhebliche Ernteausfälle. Hinzu kämen Waldbrände und chronischer Wassermangel sowie eine Krise im Tourismus-Sektor.
»Häufigere und intensivere Hitzewellen und Trockenperioden würden wahrscheinlich immer mehr Touristen entmutigen, ihren Sommerurlaub am Mittelmeer zu verbringen«, heißt es in dem 66-seitigen Bericht. Da es gleichzeitig auch in Nordeuropa wärmer wird, würden die meisten Nordeuropäer ihren Urlaub dann eher zu Hause als in Südeuropa verbringen. Dies würde - ebenso wie die Ernteausfälle - drastische wirtschaftliche Einbußen in den betroffenen Ländern nach sich ziehen.
»Damit die einmaligen Naturlandschaften des Mittelmeeres nicht unter der sengenden Sonne verdorren, muss der Klimaschutz weltweit intensiviert werden«, meint der Geschäftsführer des WWF Deutschland, Peter Prokosch.
Der Bericht wurde im Vorfeld des G8-Gipfels im schottischen Gleneagles veröffentlicht. Da die US-Regierung nach wie vor versuche, das Problem zu ignorieren, seien jetzt die Europäer gefordert. »Schröder, Chirac und Blair müssen dafür eintreten, dass der Gipfel ein Klimaschutzziel vorgibt«, sagte Prokosch.
Sengende Hitze und Wochenlange Dürre ist gerade in den vergangenen Wochen auf der Iberischen Halbinsel, in Italien und Frankreich zu Problem geworden. Bei Temperaturen in Richtung 40 Grad erlitten vor allem ältere und vorgeschädigte Menschen Herzattacken und kollabierten. In Portugal und Spanien und auch im Norden Italiens leidet die Landwirtschaft bereits erheblich unter der Trockenheit. Selbst die Pegel der »Alpenmeere« Lago Maggiore und Gardasee sanken auf rekordverdächtige Niedrigstände.
Die Gluthitze ist unterdessen nach Gewittern weiter in Richtung Osten gezogen und hat jetzt Griechenland erreicht. In Athen kletterte die Quecksilbersäule am Freitag auf 39 Grad im Schatten. Wer keine klimatisierte Wohnung hat, kann sich in einer von 19 klimatisierten Hallen, welche die 4,5-Millionen-Metropole zur Verfügung stellt, Abkühlung verschaffen. Nach Angaben von Meteorologen ist die Hitze allerdings durch die niedrige Luftfeuchtigkeit von nur 25 Prozent »erträglich«.

Artikel vom 02.07.2005