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Aufsichtsrat »erkundete« neue Baugebiete

Sennestadt hat den größten Anteil junger Menschen und die meisten über 90-Jährigen

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Eine Sitzung »der etwas anderen Art« erlebten die Aufsichtsratsmitglieder der »Sennestadt GmbH«. Vor dem Zusammentreffen am Sitzungstisch erkundeten sie per Bus die neuen Baugebiete im Stadtbezirk, machten sich ein Bild vom Fortschritt der Bauarbeiten und ließen sich von Bernd Güse, Geschäftsführer der »Sennestadt GmbH«, Einzelheiten der geplanten oder schon in Angriff genommenen Maßnahmen erläutern.

»Es tut sich was auf dem Schillinggelände«, freute sich Bernd Güse und verwies auf die anstehenden Abbrucharbeiten, die zur Zeit vorbereitet und gutachterlich begleitet würden. Wenn alles glatt läuft, beginnen die Abbrucharbeiten auf der Industriebrache im September und sollen im Herbst 2006 abgeschlossen sein. »Ein Jahr früher, als vertraglich vereinbart. Das 69 500 Quadratmeter große Areal werde vor Übergabe an die »Sennestadt GmbH« komplett entsorgt. »Hier muss einfach alles abgerissen und ein neuer Anfang gemacht werden«. Für die weitere Entwicklung des Stadtbezirks Sennestadt ist das Gelände des ehemaligen Eisenwerks von herausragender Bedeutung, deshalb ist auch an die Durchführung eines städtebaulichen Wettbewerbs gedacht. Bevor dort allerdings die Vermarktung von Grundstücken beginnen kann, müssen erst die planungsrechtlichen Voraussetzungen und die erforderliche Infrastruktur geschaffen werden.
Die abschließende Entscheidung des Bielefelder Rates zum Bebauungsplan »Württemberger Allee« wird noch in diesem Jahr erwartet. Das Thema ist seit Jahren politisch heiß umstritten. Bürgerinitiative und Umweltverbände machen mobil gegen die Verlängerung der »Württemberger Allee«, fürchten eine Belastung des Grundwassers, die Zerstörung eines Biotops und Nachteile für die angrenzenden Anwohner. Güse erläuterte, dass von den elf Hektar Gesamtfläche nur sechs für die Bebauung in Frage kämen. Zudem gebe es zahlreiche Ausgleichsflächen. Zur Vervollständigung des Umweltberichtes werde derzeit die Fledermauspopulation in dem vorgesehenen Baugebiet erhoben. »Bei Begehungen sind bisher drei Fledermausarten festgestellt worden, die aber für die Fortsetzung des Bebauungsplanverfahrens unerheblich sind«.
Im Baugebiet »Dalbker Allee« sind fast alle Grundstücke der »Sennestadt GmbH« (bis auf den Südbereich) veräußert. Güse: »Wir verkaufen fast täglich«. Die Baustraßen in der Verlängerung der Dalbker Allee, Am Brockhoff und Am Piepenstrang sollten bis Ende Juli asphaltiert und die Versorgungsleitungen bis Ende September gelegt sein. Von 35 Grundstücken sind nur noch fünf frei, Bauherren warten sehnsüchtig auf den Baubeginn. Für die Vermarktung der zweiten Hälfte im Bereich der 3. Änderung des Bebauungsplanes »Dalbker Allee«ist der Ankauf der erforderlichen Verkehrsflächen vorbereitet und wird in Kürze abgeschlossen. Güse: »Dann wird sich zeigen, in welchem Umfang der derzeitige Eigentümer das Gelände selbst vermarktet oder die »Sennestadt GmbH« mit einbezieht«.
Und auch im Gewerbegebiet »Am Beckhof« geht es zügig voran. Während der »Aldi«-Markt schon im Bau ist, ist die Vermarktung der Gewerbeflächen direkt hinter dem Grundstück des Discounters und entlang der Gildemeister-Straße ab Ende 2005 möglich. Die übrigen Flächen können erst nach der Erschließung ab Mitte 2007 vermarktet werden. Von Mitte Juli bis Mitte September wird die Straße »Am alten Beckhof«/»Falkenstraße« ausgebaut oder in großen Teilen verlegt und neu gebaut. In diese Bauphase wird dann die Verbindung zwischen Sennestadt und Schloß Holte-Stukenbrock komplett gesperrt. Die innere Erschließung des Gewerbegebietes erfordert den Abriss der leer stehenden Gebäudezeilen der von Bodelschwinghschen Anstalten.
Bereits Ende Oktober können private Bauherren im Wohngebiet »Keilerweg« bauen. Bis dahin sind alle Kanal- und Versorgungsleitungen gelegt. Entstehen sollen hier 40 nicht förderfähige, freistehende Häuser auf Grundstücken von 500 bis 800 Quadratmetern. Nach Auskunft von Bernd Güse liegen für fünf Grundstücke bereits Notarverträge vor. Im Wohngebiet Sprungbachstraße ist nach dem Abriss des Hochhauses (Keilerweg 60) der Aufstellungsbeschluss für die Änderung des Bebauungsplanes gefasst worden, der Satzungsbeschluss wird im Herbst 2006 erwartet. Auf dem 4 600 Quadratmeter großen Areal sind sechs Doppelhaushälften, drei freistehende Häuser und ein Wohnkomplex mit sechs bis acht Wohnungen geplant.
Mit den vielen städtebaulichen Aktivitäten habe die »Sennestadt GmbH« auch eine Abwanderung Bauwilliger in die umliegenden Kommunen verhindern können, meinte Bernd Güse und fügt hinzu: »Sennestadt hat heute den prozentual größten Anteil junger Menschen in Bielefeld, aber auch die meisten über 90-Jährigen aller Bielefelder Stadtbezirke«.

Artikel vom 15.07.2005