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Stadtwerke stiften 180 Spraydosen für Graffiti

Begeisternde Kunstprojekte der Gesamtschule Brackwede

Von Markus Poch
(Text und Fotos)
Quelle (WB). Farben, Formen und Ideen sind alles - nur keine Mangelware an der Gesamtschule Brackwede. Den Beweis dafür liefern die Schüler des sechsten Jahrgangs aktuell während einer kreativen Woche mit ungewöhnlichen Projekten.

In der Kunst ist eben vieles möglich, da überraschen sogar die Sponsoren: So stifteten die Stadtwerke gerade 180 Spraydosen, dazu Gesichtsmasken, Handschuhe und Klebeband ausgerechnet für Graffiti-Kunst - und gaben darüber hinaus sogar die Genehmigung zum Besprühen eines Transformator-Häuschens an der Marienfelder/Ecke Berner Straße. Ausgerechnet die Stadtwerke, die sonst häufig Opfer illegaler Schmiererein sind, jetzt als aktiver Förderer der umstrittenen Kunst? »Wir haben nichts gegen gute, legale Graffiti», betont Jörg Heidebrecht (39), Chef der Abteilung »Immobilien« bei den Stadtwerken. »Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass sie immer länger Bestand haben, je schöner sie sind. Deshalb gehen wir jetzt einmal den anderen Weg. Es ist aber reine Projektsache, kein Freifahrtschein für unbeteiligte Sprüher...«
Die Schüler zwischen elf und 14 Jahren hatten jedenfalls großen Spaß daran, sich von Graffiti-Künstler Christian Oldorf in die neue Materie einarbeiten zu lassen. Der 27-Jährige staunte nicht schlecht: »Bemerkenswert, welche Fortschritte die Jugendlichen innerhalb weniger Tage gemacht haben und wie ihr Verständnis für Farbe und Formen gewachsen ist.«
Ein ähnliches Phänomen erlebte der bildende Künstler Wolfgang Waesch mit seiner Gruppe: »Toll, was manche von ihnen schon drauf haben«, freute sich der 60-Jährige. So nahmen seine beiden unübersehbaren Litfaßsäulen-Projekte schnell beachtliche Formen an. Zum Thema »Tiere in der Stadt der Zukunft« schuf eine Gruppe aus 14 Mädchen ein fast 16 Quadratmeter großes Kunstwerk, bestehend aus 28 Blättern in DIN A1. Abgebildet sind viele bunte Tiere als Lichtpunkte vor der grauen Stadt Bielefeld mit ihren markantesten Gebäuden.
Das Riesenposter aus wetterfester Acrylfarbe wird am heutigen Freitag, 1. Juli, in Einzelteilen an die Litfaßsäule Carl-Severing/Ecke Marienfelder Straße gekleistert. Wie auch fünf weitere Plakate aus demselben Projekt, die über das Stadtgebiet verteilt sind, soll es drei Wochen lang zum Bestaunen hängen bleiben. »Der 1. Juli ist zufällig auch der 150. Geburtstag der Litfaßsäule«, freut sich Elisabeth Bartels-Biermann. Die 50-Jährige ist Leiterin der gesamten Projektwoche, brachte die Ambitionen von Schülern, Künstlern und Sponsoren unter einen Hut.

Artikel vom 01.07.2005