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Schläuche wickeln für Urlaub und Opa-Auto

Die Jobs der Professoren (26): Dr. Franz Kummert von der Technischen Fakultät


Bielefeld (sas). Auch Prof. Dr. Franz Kummert, der an der Uni Bielefeld seit 1991 Angewandte Informatik lehrt, hat als Student sein Zubrot verdienen müssen. Über eine Job-Vermittlungsstelle der Uni Erlangen/Nürnberg, wo er von 1981 bis '85 studierte, war er an einen fränkischen Kunststoffhersteller geraten.
»Das Unternehmen produzierte Schläuche«, erzählt Kummert. Im Drei-Schicht-Betrieb wurden Ummantelungen für Metallrohre, Gartenschläuche und mehr hergestellt. »Wir mussten die Produktion überwachen oder Schläuche aufwickeln«, erinnert sich der Informatiker.
Am Schlimmsten, findet er noch heute, war der Wechsel von der Früh- zur Nachmittags- und in der dritten Woche zur Nachtschicht. Ausgesprochen anstrengend war zudem die Langeweile an manchen Maschinen: »Sie liefen automatisch, man musste nur aufpassen, dass nichts Ungewöhnliches passierte und dass man nicht einschlief.« Da war es quasi spannend, mal an einer anderen Maschine eingesetzt zu werden. »Man war froh, wenn man was zu tun hatte«, erzählt Kummert.
Anregender war da schon eine Anstellung als Werkstudent bei Siemens: »Da konnte ich in einem Projekt mitarbeiten und Programmierarbeiten machen.« Gut bezahlt war der Job zudem und unter den angehenden Informatikern entsprechend begehrt.
Und so richtig gut ging es Franz Kummert, als er an der Universität erst einmal Jobs als Tutor - vor allem in Mathe - und studentische Hilfskraft hatte. »Da habe ich in einer Arbeitsgruppe gearbeitet, die sich mit Mustererkennung befasst hat - später auch Thema meiner Diplom- und meiner Promotionsarbeit.«
Weil Kummert als Student BAföG bekam, war sein Lebensunterhalt gesichert. »Vom Verdienst in der Schlauchfabrik bin ich daher erst einmal nett in den Urlaub gefahren.« Vier Wochen lang ist er mit Interrail durch Europa getourt, hat Paris, Amsterdam, Brüssel und schließlich Großbritannien bereist. »Außerdem hatte ich ein Auto, einen alten inselgrünen Audi 50, ein richtiges Opa-Auto«, lacht er. »Das musste auch finanziert werden.«

Artikel vom 01.07.2005