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Die unsichtbare Strandpolizei

Ferienzeit ist auch Gaunerzeit: Urlaubsländer setzen auf Sicherheitskräfte

Hamburg (dpa). Abgezockt, ausgeplündert oder angegriffen: Die schönsten Tage im Jahr können für Urlauber auch zum Albtraum werden. Denn dort, wo sich Touristen tummeln, fühlen sich auch Diebe und Betrüger wohl.

Mit 100-prozentiger Sicherheit kann sich niemand gegen die kleinen und größeren Gauner in den Touristenhochburgen schützen. Zu leicht sollte man es ihnen allerdings nicht machen: Geld und Papiere gehören stets so dicht an den Körper wie möglich - und nicht in die freischwingende Handtasche oder »ganz locker« hinten in die Jeans.
Aber auch die Polizei passt in den Urlaubsländern verstärkt auf. Als »Fahnder in Badehose« etwa mischen sich griechische Elitepolizisten an den Stränden unter die Sonnenhungrigen, um Diebe dingfest zu machen: »Wir sind überall, aber sozusagen unsichtbar«, versichern die Beamten, bitten aber dennoch: Nur das Notwendigste an den Strand mitnehmen - keine Handys, keine Ausweise, keine Kameras. Doch nicht nur am Strand droht Unheil. Auch Kulturreisende auf der Akropolis können plötzlich mit leeren Taschen dastehen. In Athens U-Bahn treiben zur Rush-Hour Taschendiebe ihr Unwesen. Überfüllte Waggons bieten ihnen beste Bedingungen.
Hütchenspieler, Taschendiebe und Kreditkartenbetrüger machen in Touristenhochburgen Spaniens den Feriengästen das Leben schwer. Zudem klauen dreiste Handy-Diebe in Cafés die Telefone direkt vom Tisch oder stehlen Wertsachen aus den Fahrzeugen wartender Autofahrer. Tausende Beamte zusätzlich in den Feriengebieten gehen dagegen an.
Auf teilweise brutale Art rauben Jugendbanden in Portugal Strandbesucher aus. Schon vor einem Überfall hunderter Jugendlicher auf Badelustige bei Lissabon am 10. Juni gab es kleinere Überfälle dieser Art. In den Urlaubergebieten an der Algarve wurden die Polizeikräfte verdoppelt. Auch in Vorortzügen rauben Jugendbanden Reisende aus.
Vom Motorroller aus entreißen kleine Ganoven in Italien Handtaschen oder stehlen Uhren vom Handgelenk weg. In Neapel sind Teile des Zentrums deswegen jetzt für Mopeds gesperrt. Dort wurde auch die Kampagne »Save Yourself« für Touristen gestartet, um auf die drohenden Gefahren aufmerksam zu machen. Vorsicht ist auch andernorts geboten: Bei Taxifahrten kann es den Urlaubern passieren, dass sie mit horrenden Preisen abgezockt werden. »Berühmt« ist etwa auch Prag dafür.
»Hüten Sie sich vor willkürlich angezettelten Tumulten und halten sie ihre Handtasche immer geschlossen«, warnt die französische Polizei vor Taschendieben in der Metro in Paris, und rät zudem dringend davon ab, wichtige oder wertige Dinge im Rucksack zu verstauen. Für diesen Sommer warnen die Fahnder auch vor Trickbetrügern, die sich als Polizisten in Zivil ausgeben und Taschen kontrollieren wollen. In New York gehen Diebe indes so raffiniert vor, das eigens eine Spezialeinheit gegründet wurde. Die geschicktesten Gauner stehlen demnach die Geldbörsen, entnehmen die Kreditkarten und stecken die Börsen dann zurück...
Auch in der Türkei sind Urlauber nicht sicher vor Taschendieben, doch zeigt die Polizei in den Touristengebieten eine hohe Präsenz. Gewarnt wird vor allem vor skrupellosen Händlern, die Touristen abzocken. Wucherpreise von Taxifahrern oder Händlern auf einem Basar sind das vorwiegende Problem für Ägyptenreisende.
In Bulgarien werden Touristen mit Broschüren in fünf Sprachen vor Betrügereien beim Devisenumtausch gewarnt. Und selbst Schweden-Fahrer sollten aufpassen. Zum Auftakt der Saison registrierten Fahnder dort eine Vielzahl von nächtlichen Überfällen auf Wohnmobil-Urlauber, die einsam an Straßen übernachteten.

Artikel vom 01.07.2005