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Alonso - der stolze Spanier

WM-Führung weiter ausgebaut - Michael Schumacher frustrierter Dritter

Magny-Cours (dpa). Nach dem geschenkten Sieg in Indianapolis ist Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher in Magny-Cours von seinen beiden WM-Rivalen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen schnell wieder auf die Piste der Tatsachen zurückgeholt worden.

Während der junge Spanier beim »Großen Preis von Frankreich« seinem Renault-Team mit einem grandiosen Start-Ziel-Sieg den ersten Heimerfolg seit 22 Jahren bescherte und seine WM-Führung ausbaute, wurde der Ferrari-Pilot hinter dem von Platz 13 gestarteten Finnen im McLaren-Mercedes nur Dritter.
»Das war das Maximum«, sagte ein frustrierter Schumacher und stellte fest: »Es gab Rennen, die haben mehr Spaß gemacht. Wir sind einfach zu langsam.«
In Magny-Cours hatte der Rekordweltmeister einen gewaltigen Rückstand von 1:21,914 Minuten auf den Sieger. Vor 80 000 Zuschauern bekam der stolze Spanier nach der Demonstration der Renault-Stärke den Pokal von Frankreichs Formel-1-Legende Alain Prost überreicht. »Bis zum ersten Boxenstopp habe ich Vollgas gegeben, danach konnte ich das Rennen kontrollieren. Das Paket Renault/Michelin war an diesem Wochenende unschlagbar«, sagte er.
Unzufrieden war sein Verfolger Räikkönen, der am Freitag seinen Mercedes-Motor wechseln musste und als 13. ins zehnte Saison-Rennen gestartet war. »Das hat unser Wochenende kaputt gemacht. Der zweite Platz ist gut, aber dennoch enttäuschend«, meinte der Finne.
Ralf Schumacher beendete sein erstes Rennen nach dem schweren Unfall im Training vor dem Großen Preis der USA, der das Chaos um die Michelin-Reifen ausgelöst hatte, im Toyota als Siebter und rettete trotz der Überrundung zwei WM-Punkte. »Damit kann ich zufrieden sein«, sagte er. Auch Nick Heidfeld im BMW-Williams hatte als 14. mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun.
Mit einem Vorsprung von 29 Punkten auf Rekordweltmeister Michael Schumacher (40) steuert Alonso (69) unbeirrt auf seinen ersten WM-Titel zu und könnte als jüngste Weltmeister in die Geschichte eingehen. »Solange mathematisch noch etwas geht, kämpfe ich weiter um die WM. Wir haben sechs Punkte geholt, mal schauen, was weiter drin ist«, sagte Schumacher. Weitaus besser im Titelrennen liegt Räikkönen (45) nach einer grandiosen Aufholjagd.
Beim Start des Frankreich-Grand-Prix auf dem Retorten-Kurs über 308,586 Kilometer verteidigte Alonso seine Pole-Position souverän und zog mit seinem Renault wie in einer Rakete davon. Bis zum ersten Tank-Stopp in der 19. Runde hielt der Italiener Jarno Trulli im zweiten Toyota seinem letztjährigen Teamkollegen Alonso den Weltmeister im Ferrari vom Hals. Der Kerpener tankte nur kurz, überholte Bremsklotz Trulli in der Boxen-Gasse. Wenig später kam auch Alonso zum Service, und als er zurück auf die 4,411 Kilomter lange Strecke kam, lag er bereits 28,3 Sekunden vor Schumacher. Der siebenmalige Weltmeister musste in der Zwischenzeit auch noch die Silberpfeil-Piloten Räikkönen und Montoya vorbei lassen, die mit einer Zwei-Stopp-Strategie unterwegs waren.
Allerdings musste der Kolumbianer seinen Auto in der 48. Runde nach einem Getriebeschaden in Folge eines Hydraulikabfalls abstellen. Schumacher schaffte es in dem eintönigen und langweiligen Rennen nur deshalb auf das Siegerpodest.
Unbeirrt steuerte Alonso nach zuletzt zwei Nullnummern seinem fünften Saisonsieg und sechsten Karriereerfolg entgegen. Der 23-jährige Renault-Pilot überrundete nach zwei Dritteln sogar den Brasilianer Rubens Barrichello im zweiten Ferrari. Bei der Zieldurchfahrt nach 70 Runden rollte er nach 1:31,22,233 Stunden langsam über die Ziellinie und ballte die Faust.
Die blau-gelb gekleideten Renault-Anhänger jubelten begeistert ihrem Sieger zu. Es war der Tag von Renualt. Das Werk hatte 6000 Angestellte an die Piste von Magny Cours eingeladen. Sie durften dabei sein, wie »ihr« Auto die Konkurrenz souverän beherrschte.

Artikel vom 04.07.2005