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Ästhetik des Makellosen

Fotografien von Leni Riefenstahl

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Wohl kaum eine Künstlerpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts war so umstritten wie Leni Riefenstahl (1902 - 2003). Die Samuelis Baumgarte Galerie widmet der weltbekannten Filmregisseurin und Fotografin jetzt eine umfassende Ausstellung.

Wegen ihrer Nähe zum Nationalsozialismus und ihrer Freundschaft zu Adolf Hitler zählt Leni Riefenstahl zu den kontroversesten Figuren der Filmgeschichte. Ihren Produktionen, allen voran dem 1934 anlässlich des NS-Parteitages entstandenem Film »Triumph des Willens« und den beiden Olympia-Filmen »Fest der Völker« und »Fest der Schönheit«, wird immer wieder vorgeworfen, die nationalsozialistische Ideologie verherrlicht zu haben. Eine Kritik, die Riefenstahl jedoch zeitlebens zurückwies.
Gleichzeitig gilt die von ihr geschaffende Ästhetik auch ihren Gegnern als richtungsweisend. Auch sind ihre künstlerischen Verdienste unbestritten.
Ihr Markenzeichen im Film und später auch in der Fotografie waren die Darstellungen makelloser Körper und Naturschönheiten. Ihre in gewisser Weise unkritisch-naive, rein auf Ästhetik setzende Fotografiekunst brachten ihr nichtsdestotrotz internationale Anerkennung ein. Mit ihrem Fotozyklus über den sudanesischen Ureinwohnerstamm der Nuba stieß sie als Fotografin nach dem Zweiten Weltkrieg wieder an die Weltspitze vor. Für ihre Unterwasseraufnahmen in tropischen Meeren machte Leni Riefenstahl noch im Alter von 70 Jahren ihren Tauchschein.
Galerist Alexander Baumgarte präsentiert neben den Zyklen »Nuba« und »Unterwasserwelten« auch Arbeiten aus dem umstrittenen Bereich »Olympia«. Sie werden in der Ausstellung den raumgreifenden Installationen des kanadischen Künstlers Max Streicher gegenüber gestellt.
Streicher, 1961 geboren, arbeitet im Spannungsfeld von zeitgenössischer Bildhauerei und Rauminstallation. Seine aufblasbaren, beweglichen Skulpturen, die er in einem Spezialverfahren mit weißem Kunststoff zusammenfügt, erfüllen und beleben zugleich den jeweiligen Raum. Sie sind poetisch und geheimnisvoll und »atmen« wie ein Mensch.
Zur Vernissage an diesem Samstag um 17 Uhr wird neben der renommierten Schauspielerin Hannelore Hoger, die den Gästen eine Lesung zu Leni Riefenstahl präsentiert, auch die Opernsängerin Melanie Loll erwartet.

»Leni Riefenstahl, Max Streicher«, Galerie Samuelis Baumgarte, Niederwall 10, bis zum 30. August. Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. von 10 bis 18 Uhr, Sa. von 10 bis 14 Uhr sowie nach Absprache unter Tel. 0521/17 35 32.

Artikel vom 02.07.2005