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Flextronics schätzt Paderborn

Weltweit tätiger Elektronikkonzern fertigt für andere Markenhersteller

Von Karl Pickhardt
Paderborn (WB). Die Elektronikindustrie kann auf den Standort Westeuropa und Deutschland nicht verzichten. So baut auch der weltweit größte Fertigungsdienstleister »Flextronics« auf seine 50 Europa-Standorte in 18 Ländern. Das US-Unternehmen beschäftigt weltweit 90 000 Mitarbeiter, davon 600 in Paderborn.

Deutschland-Chef Dr. Uwe Schmidt-Streier (Paderborn) sieht trotz harter Konkurrenz zu asiatischen Märkten die beiden deutschen Flextronics-Standorte Böblingen (400 Beschäftigte) und Paderborn für gesichert. Die Elektronikindustrie verzeichne allenfalls bei Massenartikeln in Asien noch nennenswerte Zuwächse. In Paderborn hat sich das Unternehmen auf die Produktion von Server-Systemen für die Computerindustrie, Telefonkommunikation, Bankensysteme und Navigationsgeräte für die Automobilbranche spezialisiert. Außerdem werden Leiterplatten bestückt.
Die weltweite Produktpalette von Flextronics reicht von Handys für namhafte Anbieter (Motorola), Drucker, Schnittstellen für digitale Videobearbeitung, Elektronik im Maschinenbau bis zu Infusionsgeräten in der Medizin. Etwa 500 000 Produkte aus der Welt der Elektronik verlassen oft in Millionen-Stückzahlen die Werke in 32 Ländern auf fünf Kontinenten. Flextronics lässt überwiegend in Niedriglohnländern in großen Industrieparks in Ungarn, Polen, Südamerika und Asien Massenartikel wie Handys fertigen.
In den nächsten Jahren will das Unternehmen (zuletzt 16 Milliarden US-Dollar Umsatz) in Westeuropa und Deutschland zweistellig zulegen und sich als Fertigsteller für mittelständische Unternehmen mit qualitativ hochwertigen Produkten noch stärker profilieren. Dabei verzichtet Flextronics auch weiterhin auf die Fertigung eigener Produkte, um nicht in Konkurrenz zu seinen Kunden zu treten. So stehen auf vielen Elektronik-Produkten bekannte Markennamen, während im Innern Flextronics-Technik auch aus Paderborn verborgen ist.
Schmidt-Streier und Deutschland-Vertriebsleiter Marcus Warrelmann (Paderborn) sehen den Standort Paderborn in einer glänzenden Lage »mitten in Deutschland« in Kundennähe. Hohe Frachtkosten und lange Lieferzeiten aus Asien fräßen vielfach den Vorteil niedriger Lohnkosten auf. So setzt Flextronics bei hochwertigen Produkten auf Europa. Mit der Macht eines Einkaufs-Giganten, der jährlich für etwa 14 Milliarden Dollar Material zur Herstellung bezieht, will Flextronics in Paderborn für den Mittelstand Einzelteile oder gar das gesamte Elektronikprodukt herstellen - vom EKG-Handy bis zu Netzsystemen.
Die Produktionsstätte (35 000 Quadratmeter) am Heinz-Nixdorf-Ring gehörte bis 1999 zum Siemens-Konzern, der wiederum das Werk aus dem Paderborner Computerunternehmen Siemens-Nixdorf ausgegliedert hatte. Deutschland-Geschäftsführer Schmidt-Streier (55) war schon im einstigen Computerunternehmen Nixdorf in Paderborn zuletzt als Leiter der Produktionstechnik und Automatisierung tätig.

Artikel vom 30.06.2005