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Weiter Warten
auf Besserung

Konjunktur bleibt vorerst im Tal

Berlin (dpa). Die Konjunktur in Deutschland kommt nach Einschätzung führender Forschungsinstitute nicht in Fahrt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW, Berlin) halbierte gestern seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 0,9 Prozent.

Für das kommende Jahr rechnet das DIW mit einem Anstieg um 1,5 Prozent, nachdem zu Jahresbeginn noch von zwei Prozent ausgegangen worden war.
Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hielt an seiner Prognose von einem Wachstum um 1,1 Prozent für 2005 fest und senkte seine Erwartungen für 2006 um 0,2 Punkte auf 1,5 Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF, Washington) erhöhte zwar seine Prognose für dieses Jahr von 0,8 auf 1,0 Prozent, senkte die Erwartungen für nächstes Jahr aber deutlich von zuletzt 1,8 auf nunmehr 1,3 Prozent.
Die wirtschaftliche Entwicklung wird nach Einschätzung von DIW und IWH durch die schwache Binnennachfrage gebremst. Während man im Außenhandel gute Wachstumsraten verzeichne, bleibe die Binnennachfrage »die Achillesferse der deutschen Konjunktur«, sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann in Berlin. Der private Konsum werde gehemmt, weil den Steuersenkungen zu Jahresbeginn unter anderem die nach wie vor hohen Arbeitslosenzahlen gegenüberstünden. Erst für das kommende Jahr rechnet das Berliner Institut damit, dass die Zahl der Erwerbslosen auf durchschnittlich 4,5 Millionen sinkt.
Das IWH teilte mit, dass die privaten Haushalte ihre Kaufzurückhaltung wegen der schwachen Einkommensentwicklung nur äußerst zögerlich aufgäben. Erst mit einer deutlichen Verbesserung der Aussichten auf dem Arbeitsmarkt im kommenden Jahr werde sich die Konsumlust erhöhen. Die Investitionen in Ausrüstungen und sonstige Anlagen haben den Angaben zufolge Anfang des Jahres wieder leicht zugenommen. Vor allem die exportorientierten Unternehmen investierten, da sie zunehmend auf Kapazitätsengpässe stießen. Die Finanzpolitik der Bundesregierung hat nach Ansicht der Experten in den zurückliegenden beiden Jahren richtige Ansätze gezeigt. Es habe jedoch ein Konzept aus einem Guss gefehlt.
Der IWF schätzt, dass Deutschland auch in diesem und kommenden Jahr gegen den Euro-Stabilitätspakt verstoßen wird. Er lobte aber die Reformagenda 2010 der rot-grünen Bundesregierung als »energischen Start« beim Umbau der Sozialsysteme und des Arbeitsmarktes, der sich nachhaltig und dauerhaft auszahlen werde.

Artikel vom 30.06.2005