30.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Ich habe wieder ganz viele Pläne«

Nach langer Krankheit arbeitet der Maler Willi Sitte wieder im Atelier

Von Petra Buch
Halle/Merseburg (dpa). Nach fast zweijähriger gesundheitlicher Zwangspause arbeitet der Maler Willi Sitte - einer der bekanntesten und zugleich heftig umstrittenen Maler der ehemaligen DDR - wieder in seinem Atelier in Halle.

Sechs Operationen hat er überstanden. »Die Arbeit tut mir gut, ich habe wieder ganz viele Pläne«, sagt der 84-Jährige. Viele Rückschläge habe er in den vergangenen 24 Monaten einstecken müssen. Es sei für ihn als Künstler eine Qual gewesen, an Bett und Rollstuhl gefesselt zu sein.
»Doch ich hatte immer eisern mein Ziel vor Augen, ich muss wieder raus aus dem Krankenbett, ich muss, ich will wieder in mein Atelier«, sagt er. Ein Spezialgestell gibt ihm den nötigen Halt, um im Stehen »Tag für Tag mindestens zwei Stunden« malen zu können. Sein wichtigstes Projekt ist derzeit die Galerie der Willi-Sitte-Stiftung für realistische Kunst, die am 28. Februar 2006 zu seinem 85. Geburtstag in der Merseburger Domkurie eröffnet wird.
Der Maler gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. In Westdeutschland wurde er spätestens mit der Teilnahme an der »documenta 6« 1977 in Kassel bekannt. Zusammen mit seinen Kollegen Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer (1927-2004) und Werner Tübke (1929-2004) vertrat er die DDR. Ihre Werke waren schon damals begehrt.
Über die Stiftung sagt Sitte: »Darin ist mein Lebenswerk, auch all meine Handzeichnungen.« Die Werke seien aus seinem Privatbestand, nichts aus Museen, einige sollen erstmals öffentlich gezeigt werden. »Willi Sitte und seine Familie überlassen der Stiftung 250 Gemälde und mehr als 1000 Zeichnungen, Radierungen, Druckgrafiken und Skizzen«, sagt Jürgen Weißbach, Vorsitzender der Stiftung und Ex-DGB-Chef von Sachsen-Anhalt. »Sitte ist eine besondere Herausforderung, er wird als bekennender Kommunist im Kreuzfeuer bleiben«, sagt Weißbach mit Blick auf die Diskussionen um die Kunstwerke des Malers und seiner Nähe zu DDR-Oberen. Er rechne mit 30000 Besuchern jährlich in Merseburg. Arbeiten aus mehr als 60 Jahren seiner Schaffenszeit will die Stiftung in der Galerie auf 550 Quadratmetern Fläche zeigen.

Artikel vom 30.06.2005