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Unger knackt Rekord

Auch Sabine Zimmer stellt deutsche Bestleistung auf

Bochum (dpa). Ein Jahr nach dem Olympia-Debakel von Athen blieb bei den 105. deutschen Meisterschaften der Leichtathleten die große Signalwirkung aus - allein Sprint-Ass Tobias Unger sorgte mit einem deutschen Rekord über 200 Meter für einen Paukenschlag.

Der 25-jährige Olympia-Siebte verbesserte die 20 Jahre alte Marke von Frank Emmelmann auf 20,20 Sekunden. Dagegen blieben fünf Wochen vor der WM in Helsinki weitere Glanztaten weitgehend aus.
»Jetzt ist das auch vom Tisch, jetzt kann ich andere Zeiten in Angriff nehmen«, sagte Unger nach dem Rekord-Coup. Der Athlet von der LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg lief drei Hundertstelsekunden schneller als Emmelmann 1985. »Schade, dass mich keiner gezogen hat, dann wäre eine bessere Zeit drin gewesen.« Nachdem er am Tag zuvor auch die 100 m gewonnen hatte, denkt er über einen Doppelstart in Helsinki nach. Mit 10,16 Sek. sprintete er auf Platz acht der ewigen deutschen Bestenliste.
Während die WM-Nominierung von Unger und rund 40 Athleten, denen die geforderte zweimalige Bestätigung der Helsinki-Norm gelungen ist, nur Formsache ist, sind noch knifflige Einzelfall-Entscheidungen zu treffen. »Bei Ausnahmen muss ein Spezifikum vorliegen, das sie von den anderen unterscheidet. Es ist leichter, Regeln nach ihrer Geltung als sie ihrem Geist nach auszulegen«, sagte Eike Emrich, Vizepräsident Leistungssport. Insgesamt erwartet er ein WM-Team mit 60 Athleten bekannt geben zu können.
Zum Kreis der Medaillenhoffnungen zählt Stabhochspringer Tim Lobinger, der mit 5,75 m den achten Meistertitel gewann und Ambitionen auf seine erste WM-Medaille im Freien anmeldete. »Da man nicht jünger wird, muss es nun irgendwann passieren«, sagte der 32-jährige Kölner. Er hat wie Lars Börgeling (Leverkusen) das Helsinki-Ticket in der Tasche.
Zu den Ausnahmen zählte Sabine Zimmer (Potsdam), die den deutschen Rekord im 5000-m-Bahngehen um sieben Sekunden (20:11,45 Minuten) unterbot. Dagegen konnten die Olympia-Zweite Nadine Kleinert (Magdeburg), die im Kugelstoßen über 18,69 m nicht hinaus kam, und Hammerwerferin Betty Heidler (Frankfurt) mit 70,34 m, keine Bäume ausreißen.
Trotz einer Blessur ließ sich die Olympia-Zweite Steffi Nerius (Leverkusen) nicht von ihrem Auftritt abhalten: Zwei Tage nach ihrem 33. Geburtstag reichte ihr ein Wurf (64,54 m) zum vierten Erfolg. Offiziell verabschiedet wurde Astrid Kumbernuss (Neubrandenburg), die bei ihrem letzten nationalen Titelkampf Zweite wurde. Meisterschaftsieg Nummer acht schafften Karsten Kobs (Lanstrop/ 78,13 m im Hammerwurf und Franka Dietzsch (Neubrandenburg/64,19 m) mit dem Diskus.
Schwer wird die Entscheidung, wer von den einmaligen Normerfüllern noch in die WM-Equipe rutschen darf. Im Diskuswurf der Männer konnten Lars Riedel (Chemnitz), Michael Möllenbeck (Wattenscheid) und Robert Harting (Berlin) jeweils nur ein Mal die geforderten 65 m überbieten. »Ich hoffe, dass ich trotzdem zur WM fahren kann«, sagte Möllenbeck. Er gewann mit 64,12 Metern den dritten Titel. Diese Erwartung haben auch Weitspringer Nils Winter, der mit 8,02 m siegte, und Stabhochsprung-Vizemeister Danny Ecker (beide Leverkusen). Er war mit 800-m-Meister René Herms (Pirna/1:45,39 Minuten) der Einzige, der die Chance zur Normerfüllung (5,75 m) noch nutzte.
Kirsten Klose (TuS Eintracht Minden) wurde im Hammerwerfen Fünfte mit 64,35 m. Ahmed Sansar von TuS Eintracht Bielefeld wurde über 5000 Meter Sechster. Seine Zeit: 14:08.44 min. Adrian Schürmann (LG Porta Westfalica) belegte über die lange 400-m-Hürdendistanz Rang sieben in 51,67 sec. Tilman Northoff (VfB Fichte Bielefeld) belegte den selben Rang im Kugelstoßen (18,10 m).

Artikel vom 04.07.2005