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Ein Jahr im Zeichen von
Hilfe und Verständigung

Bielefelderin Sarah Pfeiffer engagiert sich in Tschechien

Bielefeld (hu). Ein Jahr lang will sich Sarah Pfeiffer einsetzen - für die Völkerverständigung und ganz konkret für alte und behinderte Menschen. Die Bielefelder Abiturientin wird für den Verein »Aktion Sühnezeichen Friedensdienste« im tschechischen Brno (Brünn) an einem Projekt teilnehmen, das vor allem Opfer des von Deutschland ausgegangenen Unrechts während des Zweiten Weltkrieges unterstützt.

Etwa 180 Freiwillige gehen jedes Jahr für den gemeinnützigen Verein »Aktion Sühnezeichen Friedensdienste« (ASF) ins Ausland, um sich dort bei Hilfsprojekten zu engagieren. Der Verein, der seit 1958 besteht, ist in 13 Ländern aktiv, die während des Zweiten Weltkrieges von deutschen Truppen besetzt waren oder unter den Folgen des Krieges zu leiden hatten.
Zum ersten Mal lernte Sarah Pfeiffer den Verein vor drei Jahren kennen, als sie an einem Sommercamp der Organisation teilgenommen hat. »Damals war ich drei Wochen ebenfalls in Tschechien und habe zusammen mit anderen Jugendlichen einen jüdischen Friedhof, der verwahrlost war, wieder instand gesetzt«, erzählt die 20-Jährige. Ziel dabei sei es, die Folgen des NS-Regimes im Ausland zu mildern und den Menschen, die dieses noch erlebt haben, zu zeigen, »dass sie nicht vergessen sind«, so die Abiturientin.
Diesmal will sie ein Jahr lang in Tschechien leben und an einem Kombi-Projekt teilnehmen, das im September beginnt. »In einer jüdischen Gemeinde in Brünn werde ich ältere Menschen unterstützen, für sie einkaufen gehen und Fenster putzen. Eben alltägliche Dinge erledigen, die sie selbst nicht mehr so gut können«, erklärt Sarah Pfeiffer. Außerdem wird sie an einem Tag in der Woche auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde arbeiten. Der zweite Teil des Projektes umfasst die Arbeit mit geistig und körperliche behinderten Menschen, die sie in Wohnprojekten betreut.
Die Aufgaben sind also klar umrissen, was aber auf sie zukommt, das weiß die junge Frau noch nicht genau. Sehr gespannt ist sie vor allem darauf, wie sie von den älteren Menschen der jüdischen Gemeinde aufgenommen wird und welche Reaktionen sie dort erwarten.
Mit ihrem einjährigen Engagement, erklärt Sarah Pfeiffer, wolle sie auch ein Zeichen setzten für eine friedlichere Welt, jenseits von persönlicher Schuld. »Das Erlebnis bei dem Sommercamp hat mich geprägt. Und auch wenn ich mich selbst nicht verantwortlich für die früheren Taten fühle, sehe ich die historische Schuld. Irgendwer muss sich doch um die Menschen kümmern, die durch die Folgen des Krieges bis heute benachteiligt sind.« Und die Arbeit bei dem Projekt - gemeinsam mit Jugendlichen aus anderen Ländern - trage auch zur Völkerverständigung bei.
Ihr Aufenthalt in Brünn soll vor allem durch Spenden finanziert werden. Deswegen sucht Sarah Pfeiffer noch Menschen, die sie unterstützen. Wer daran Interesse hat, kann telefonisch unter 05 21 /44 59 32 oder per E-Mail unter reaction-team@web.de Kontakt zu ihr aufnehmen.

Artikel vom 30.06.2005