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Leitartikel
Achtung: Linksaußen!

So rot wie
aus dem
Endzeit-Nichts


Von Rolf Dressler
Ein Ruck allein, wie ihn Bundespräsident Roman Herzog 1997 einforderte, reicht heute nicht mehr wirklich. Deutschland braucht Bewegung: kursändernd, durchgreifend auf breiter Linie.
Die Zeichen dafür, so scheint es wenigstens, stehen günstiger denn je, weil Rot-Grün alias Schröder/Fischer & Co. den Leuten nach sieben erschütternd krausen Verschlimmbesserungsjahren inzwischen auch aus dem Bauch heraus auf den Geist gehen. Doch plötzlich, fast wie aus dem rot-grünen Endzeit-Nichts, formiert sich ganz linksaußen eine Bewegung, nach der zwar kaum jemand gerufen hatte, die sich nun aber anschickt, den so genannten Altparteien einschließlich der SPD-Rechten und sogar Teilen der Gründer-Grünen so richtig zu zeigen, was eine sozialistisch-marxistische Harke anno 2005 ff. ist.
Als erklärtes Zielobjekt gilt diesen neudeutsch Linksbewegten alles, was sich, ob in CDU/CSU, FDP oder SPD, als radikal marktwirtschaftlich-kapitalistisch und als finster »neoliberal« verdächtigen und brandmarken lässt.
Noch mögen arglose Bürger das Gespann Gregor Gysi/Oskar Lafontaine für ein Kuriosum, für politisch-ideologisch knallrotes Exotentum halten. Wenn nicht alles täuscht, wird sich die Bewegung der extremen Linken aber so bald nicht wieder von selbst erledigen. Ja, erscheint nicht plötzlich sogar Franz Münteferings Heuschrecken-Attacke in ei- nem ganz neuen Licht? Hat der Chef-Sozi womöglich in viel größeren deutschlandstrategischen Machtzusammenhängen gedacht, in denen jetzt offensiv auch die Linkspartei-Gallionsfiguren Gysi und Lafontaine unterwegs sind?
Nicht auszudenken, sollten die tiefrote Truppen tatsächlich um die zehn Prozent einfahren, die Grünen bei acht bis neun Prozent landen und die SPD die 30-Prozent-Marke erreichen. Nicht auszudenken? Vorsicht, Vorsicht!
Erst einmal »talken« sich die aktuellen Gründerväter der angeblich neuen Linksaußen-Partei munter durch die TV-Studios, werden hofiert und vom Publikum beklatscht. Stundenlang verkaufen sie ihre Heilslehren über Demokratie und die einzig wahre sozialistisch-soziale Gerechtigkeit und warnen natürlich fortwährend vor der »Gefahren von rechts«, ohne auch nur hinter den Ohren rot zu werden. Obendrein bescheinigen ihnen sogar gestandene Unionsleute wie Wolfgang Bosbach, dass die Linksaußen-Partei sich vielleicht sogar acht und mehr Prozente bei der Bundestagswahl ausrechnen könne.
Dann freilich müssten die Linksaußen-Wähler auch genau jenem Oskar Lafontaine ihre Stimme geben, der einst als Ministerpräsident ein denkwürdiges Gesetz zu verantworten hatte: Es verschaffte ihm selbst und seinen Kabinettskollegen schon nach nur einem einzigen Tag im Amt einen Pensionsanspruch, der mindestens viermal so hoch lag wie derjenige eines Arbeitnehmers am Ende eines langen Berufslebens.
Motto: Links ist, wo das Geld sitzt.

Artikel vom 01.07.2005