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Von Altersmilde ist
keine Spur zu sehen

Oriana Fallaci wird heute 75 Jahre alt

Lange Jahre in aller Welt unterwegs: Reporterin und Schriftstellerin Oriana Fallaci.Foto: dpa

Rom (dpa). Je älter sie wird, um so wütender gibt sie sich. Schwer krank, vom Krebs gezeichnet lebt Oriana Fallaci in New York, die Bücher, die sie in den letzten Jahren auf den Markt warf, wurden immer aggressiver. Manche Leser fragen sich, ob sie ihren verbalen Kreuzzug gegen Islams und Moslems selbst noch ernst nimmt. »Ich schreie und ich brülle«, sagte die Italienerin, die als Kriegsberichterstatterin weltweit berühmt wurde, einmal über sich selbst. Heute wird Oriana Fallaci 75 Jahre alt - von Altersmilde keine Spur.
Dabei hat sie hübsche Erinnerungen zu berichten, schließlich ist sie herumgekommen in der Welt. Die kalkulierte Provokation war immer schon ihr Metier. Doch ihre wahre journalistische Leidenschaft war der Krieg. Vietnam, Libanon, Golfkrieg (1991) - Schlachtfelder zogen sie magisch an. Ihre Reportagen erschienen in den besten Blättern der Welt, auch ihr Bestseller »Ein Mann« (1979) handelte von Gewalt. Jetzt hat Oriana Fallaci zu ihrem »Altersthema« gefunden: Islam, Terrorismus und die laxe Reaktion des Westens. »Die Wut und der Stolz« (2001) und »Die Kraft der Vernunft« (2004) heißen die Titel ihre Verbalattacken. Zwischentöne kennt sie nicht, das Wort Dialog kommt bei ihr nicht mehr vor - in ihren Büchern geht es zu wie im Krieg.

Artikel vom 29.06.2005