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Bis zu zwei Meter tiefe
Wunden im Mauerwerk

Gutachter rät zur raschen Sanierung der Sparrenburg

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Die »Wunden« gehen tiefer als bisher angenommen. Bis zu zwei Meter reichen die Schäden ins Mauerwerk der Sparrenburg. Mit der Sanierung der Anlage müsse umgehend begonnen werden, sagte Gutachter Prof. Dr. Erwin Schwing gestern im Werkausschuss des städtischen Immobilienservicebetriebes (ISB).

Vor allem im Bereich der Nordost-Mauer und des sich anschließenden Kiekstattrondells herrsche »Alarmstufe rot«, betonte Schwing. Hier bestehe unmittelbarer Handlungsbedarf. Die Situation habe sich innerhalb der vergangenen fünf Monate »wesentlich verschlechtert.« Risse und »Ausbauchungen« am Turm machten auch dort eine Sanierung kurzfristig erforderlich.
Die notwendigen Sanierungskosten für die gesamte Anlage schätzt Schwing auf fünf Millionen Euro. Er geht dabei von einem Quadratmeterpreis von 400 Euro aus. Bei seiner Kalkulation hat er Südwestmauer und Scherpentiner zunächst ausgespart. »Hier wurden keine tiefgreifenden Schäden vorgefunden.«
Müsste auch dieser Bereich unmittelbar mit eingeplant werden, würden wohl 7,5 Millionen fällig. Dafür wird der städtische Immobilienbetrieb aber nicht um eine Sanierung der Brücke zur Burg herumkommen. Auch die sei »in keinem guten Zustand«.
Hauptursache für die zahlreichen Schäden an der Burganlage sei die fehlerhafte Ausführung der Vermauerung. Mauerschale und Mauerkern seien nicht miteinander verzahnt worden. Auch könne Wasser unkontrolliert in nahezu alle Bereiche der Anlage eindringen, was eine fatale Durchfeuchtung des Mauerwerks zur Folge habe. »Die Verhältnisse verändern sich zum Schlechten hin.«
Ein Problem ist auch der Bewuchs. Der ausgelaugte Mauermörtel bilde einen idealen Nährboden für Pflanzen, deren Wurzeln wiederum in die Mauern eindringen und der Mauerwerksverband sprengten.
Gutachter Schwing empfahl, das Entwässerungsproblem als erstes zu lösen. Dafür stehen deshalb im Wirtschaftsplan des Immobilienservicebetriebes 500 000 Euro bereit. Die Arbeiten sollen möglichst noch in diesem Jahr beginnen.
Bielefelds Wahrzeichen wird aber weiterhin für Besucher zugänglich bleiben. Absperrungen über die im Bereich der Nordost-Wand hinaus seien einstweilen nicht erforderlich, sagte Schwing.
Auch Großveranstaltungen auf der Anlage wie das Sparrenburgfest seien nicht gefährdet. »Aber gehandelt werden muss rasch.«

Artikel vom 29.06.2005