29.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schiffe laufen vor dem Wind

Oetker-Gruppe erhöht Umsatz um außerordentliche 26 Prozent

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Die Handelsschiffe der Oetker-Linie Hamburg-Süd fahren mit voller Kraft. Für Rückenwind sorgt der schnell wachsende Weltmarkt. 2004 beschleunigte die Flotte um 30,7 Prozent auf 2,55 (1,95) Milliarden Euro. In diesem Jahr erwartet der Sprecher der Geschäftsführung der Reederei, Klaus Meves, erneut einen Schub von 10 bis 15 Prozent.
Der Anteil der Handelsschifffahrt am Oetker-Umsatz steigt 2004 auf mehr als 40 Prozent.

Dr. August Oetker, persönlich haftender Geschäftsführer des Familienunternehmens, und Finanzchef Dr. Ernst Schröder zeigten sich gestern nicht nur mit dem Umsatzwachstum, sondern auch mit der »kräftigen« Steigerung des Vorjahresergebnisses zufrieden. Auch ohne Akquisitionen und kursbereinigt betrug das Umsatzplus noch 13,7 Prozent.
Operativ und ohne den Einfluss des schwachen US-Dollars betrug das Wachstum der Reederei sogar 34,8 Prozent. Die Zahl der Standardcontainer, die auf den Linien zwischen Asien, Europa und Lateinamerika verkehren, erhöhte sich um 24 Prozent auf 1,4 Millionen. Dabei lief Hamburg-Süd nicht nur vor dem Wind der Branche, sondern beschleunigte noch stärker als diese. Weltweit stieg das Ladungsvolumen »nur« um knapp 12 Prozent.
2004 hat Oetkers Reederei den Bestand an eigenen Schiffen weiter erhöht. Zugleich stieg der Containerbestand um 21 Prozent auf 190 000 Einheiten. Insgesamt investierte der von Mewes geführte Geschäftsbereich 302 Millionen Euro - 59 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Mitarbeiter kletterte von 2692 auf 3373. Die akquirierten Linien Ellermann, Crowley American Transport und Kien Hung wurden eingegliedert. Die Reederei verfügt jetzt über eine Flotte von 144 Schiffen und Tankern.
Neben der Schifffahrt sorgte der Geschäftsbereich Bier und alkoholfreie Getränke im vergangenen Jahr innerhalb der Oetker-Gruppe für die größte Bewegung und den meisten Gesprächsstoff. Nach der Übernahme der Dortmunder Firmengruppe Brau und Brunnen sind die Bielefelder mit einem Anteil von 15 Prozent heute die Nummer 1 im deutschen Biermarkt. Der Chef der Brauholding, Ulrich Kallmeyer, legte bei der gestrigen Bilanzvorlage Wert auf die Feststellung, dass die Kapazität nach der Fusion um acht auf jährlich 20 Millionen Hektoliter reduziert worden sei. Der tatsächliche Ausstoß der Oetker-Brauereien (Radeberger, Jever, Henninger, Binding, DAB, Brinkhoffs No.1 und andere) liege bei 16 Millionen Hektolitern. Nun hofft Kallmeyer, dass auch andere Brauerein ihre Kapazität in dem übersättigten und schrumpfenden Biermarkt reduzieren.
Am Abend bestätigte Kallmeyer Verkaufspläne für Brau und Brunnen Mineralquellen, Sinziger Mineralbrunnen und die Ost-Marke Vita-Cola. Ihr Umsatz wird mit 114 Millionen Euro angegeben. Im Konzern verbleiben soll Selters.
Während Dr. Oetker bei den Investitionen das Inland bevorzugte, wuchsen die Umsätze vor allem im Ausland. Trotzdem habe auch der Nahrungsmittelbereich in Deutschland noch um 1,6 Prozent und damit über dem Durchschnitt der Ernährungsmittelindustrie zulegen können. Der von Henkell & Söhnlein geführte Geschäftsbereich Sekt, Wein und Spirituosen stärkte sich nach der Abgabe des Vertriebs von Red Bull durch die im Herbst 2004 akquirierten Marken Kupferberg Gold und Scharlachberg Meisterbrand. Wodka Gorbatschow steigerte den Absatz um 12 Prozent.
Scharfe Kritik übte Dr. August Oetker gestern an der von der SPD geforderten »Reichensteuer«. So vergraule man gute Unternehmer und verwandle Deutschland in einen Staat für Funktionäre. Bereits jetzt erwirtschafteten 20 Prozent der Bevölkerung 50 Prozent des deutschen Steueraufkommens.

Artikel vom 29.06.2005