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»Frühwarnsystem für soziale Problemlagen«

Treffen der Kreissynode Gütersloh - Schwerpunktthemen sind Diakonie und Kirchengesetze

Brackwede/Senne/Sennestadt (WB). »Diakonie ist Lebens- und Wesensäußerung der Kirche.« Mit dieser Aussage charakterisierte Pfarrer Günther Barenhoff nicht nur die Untrennbarkeit von Diakonie und Kirche.
Der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche von Westfalen führte damit auch die Kreissynode Gütersloh, die sich jetzt im Kreishaus Gütersloh getroffen hat, in das Tagungs-Hauptthema ein. Die rund 140 Synodalen dieses Evangelischen Kirchenkreises, zu dem auch der Bielefelder Süden mit Brackwede, Senne und Sennestadt gehört, vertreten knapp 117000 evangelische Christen.
Die Diakonie, so Barenhoff, müsse sich den gesellschaftlichen Herausforderungen wie Globalisierung, Individualisierung, Ökonomisierung und freiem Wettbewerb stellen. In Folge veränderter Rahmenbedingungen hätten sich auch die Strukturen des »Dienstes von Menschen an Menschen« in den letzten Jahren gewandelt. Neben Diakonischen Werken gebe es inzwischen eingetragene Vereine und gemeinnützige GmbH.
In Zukunft, sagte Barenhoff voraus, werde es in der westfälischen Diakonie neben großen überregionalen Trägern starke kreiskirchliche Diakonische Werke und die Gemeindiakonie geben. Insbesondere letztere mit ihrer fast flächendeckenden Infrastruktur sei in den Lebensräumen der Menschen präsent und habe die große Chance, als »Frühwarnsystem für soziale Problemlagen« zu dienen.
Sich aus staatlich geförderten Bereichen zurückzuziehen und rein auf Gemeindeebene diakonisch zu arbeiten - dagegen sprach sich der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werkes entschieden aus. Man habe eine Verantwortung gegenüber den rund 400000 Mitarbeitenden in ganz Deutschland. so Barendorff. »Kirche und Diakonie hat einen Auftrag in dieser Welt, sie darf sich nicht in kleine abgeschlossene Bereiche zurückziehen.«
Die Angebote diakonischer und privater Anbieter seien nicht unbedingt qualitiativ verschieden. Der Marktvorteil der Diakonie liege vielmehr in ihrem christlichen Profil, das in der Motivation der Mitarbeitenden und seelsorglichen wie spirituellen Angeboten zum Ausdruck komme. Dieses Profil gelte es zu stärken.
Neben dem Schwerpunktthema Diakonie nahm die Kreissynode Gütersloh auch Stellung zu einigen Kirchengesetzen, die von der Landessynode im Herbst dieses Jahres geändert werden sollen. Das Gewicht lag auf der Konfirmandenarbeit.
»Die Lebenswelten der Jugendlichen ändern sich stetig, alte Rezepte greifen nicht mehr«, sagte Pfarrer Andreas Schulze (Gütersloh), Synodalbeauftragter für Konfirmandenunterricht. Viele Kirchengemeinden hätten sich aufgemacht, neue Wege auszuprobieren und ihr Angebot zu verbessern.
Die Synode sprach sich für gesetzliche Änderungen aus, die den bisherigen Konfirmandenunterricht stärker mit der kirchlichen Jugendarbeit verzahnen. Am Mindestumfang von 75 Stunden Konfirmandenzeit soll nach Ansicht der Mehrheit festgehalten werden.
Als Synodalbeauftragten für Diakonie wählte die Synode Christian Heine-Göttelmann. Der 38-jährige Pfarrer aus Wiedenbrück wird Nachfolger von Pfarrer Adalbert Hoffmann, der zweieinhalb Jahre lang im Amt war.

Artikel vom 30.06.2005