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Bielefelder Schüler und Lehrer schulden ihr Dank

Ursula Reinartz prägte das Modell der Berufsorientierung

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die »Seele der Bielefelder Berufsorientierung« geht in den Ruhestand: Ursula Reinartz, Lehrerin am Max-Planck-Gymnasium, die gut 20 Jahre lang Schüler, Lehrer und Firmen zusammenführte, legt ihre Funktionen in die Hände eines Dreierteams.

Dass sich Schüler in Betrieben Einblicke ins Berufsleben verschaffen, ist inzwischen übliche Praxis. Doch kaum jemand ahnt, welcher Anstrengungen es bedarf, um diese Praktika Wirklichkeit werden zu lassen: Bevor die jungen Menschen einen Arbeitsplatz aus der Nähe sehen (»Realphase«), müssen ihre Lehrer ein Praktikumskonzept entwickeln (Vorbereitung), und schließlich werden Erfolge und Fehler analysiert (Nachbereitung). Nicht zuletzt wollen die Firmen- und Personalchefs auf den Umgang mit dem Nachwuchs eingestimmt werden.
»Das von Ursula Reinartz maßgeblich geprägte Modell genießt bundesweit einen hervorragenden Ruf«, erklärt Schuldirektor Dr. Rainer Wittmann von der Bezirksregierung Detmold. Das besondere Augenmerk der engagierten Pädagogin (62), die - auf einer Vollstelle! - Deutsch und Religion unterrichtete, galt zwei Jahrzehnte lang dem Lehrer-Betriebspraktikum (LBP) - mit großem Erfolg: »Längst machen alle Schulformen mit«, erklärt Ursula Reinartz. »Vor allem die Bielefelder Gymnasien sind sehr rege, doch von den Hauptschulen erhoffen wir uns noch größere Resonanz.«
Aus betrüblichen Anfängen in den frühen Achtzigern hat Ursula Reinartz mittlerweile ein beeindruckendes Netzwerk geschaffen. Als Träger fungieren Bezirksregierung, Schulamt, Gildenhaus-Institut und Arbeitsagentur, und die Mittlerfunktion zur heimischen Wirtschaft übernehmen jetzt Gabriele Gehrke-Brinkmann (Hauptschule Heepen), Annette Goldbecker-Minner (Realschule Jöllenbeck) und Michael Felsch (Helmholtz-Gymnasium). Unter ihren Ansprechpartnern finden sich mittelständische Unternehmen ebenso wie Branchenriesen (Oetker, Siemens), Verbände und Kammern).
Ursula Reinartz wirkte bis zum Herbst 2004 im Beirat »Schule und Beruf«, der berufsvorbereitende Aktionen (»Girls' Day«) koordiniert, und war bis 2001 im Rahmen eines Universitätsprojekts (»Schule - Wirtschaft - Arbeitsleben«) für die Lehrerfortbildung zuständig. Ihre Hauptaufgabe, die sie nach den Worten von Gildenhaus-Geschäftsführer Helge Werner »mit Nachdruck, Weitsicht und Kompetenz« bewältigte, sah Ursula Reinartz in der Koordinierung von Interessen - schon die Terminabstimmung bereitet Probleme, von der Frage nach Praktikumszielen und Inhalten ganz zu schweigen.
Schulen, die sich bei der Berufsorientierung hervortun, erhalten nach eingehender Prüfung ein drei Jahre lang gültiges Siegel - Ursula Reinartz wird auch nach ihrer Pensionierung in dieser Jury wirken. »Ich bleibe auch in den Arbeitskreisen ÝGirls' DayÜ und ÝBingoÜ (Berufsoffensive Ingenieure OWL) aktiv«, verspricht die Pädagogin und zweifache Mutter, die nach übereinstimmenden Dankesworten beruflicher Weggefährten eine »gesellschaftlich eminent wichtige Aufgabe mit hervorragenden Ergebnissen bewältigte«.

Artikel vom 02.07.2005