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»Das ewige Gift
gegen ätzende
Hausaufgaben«

Lindgren-Schüler verabschieden sich

Von Markus Poch
(Text und Fotos)
Sennestadt (WB). Ein kleines Floß mitten auf dem nächtlichen Ozean: Max und Julia sind schutzlos ausgeliefert, als das See-Ungeheuer und die Meerhexe angreifen... - Diese Szene ist Gott sei Dank nur ein Traum in einem Theaterstück. Mit einer tollen, stark improvisierten Vorstellung haben 20 Schülerinnen und Schüler aus den dritten und vierten Klassen der Astrid-Lindgren-Schule in Sennestadt ihre Lehrer und Eltern begeistert.

Aufhänger für die Vorführung war die offizielle Verabschiedung der Viertklässler. Dazu hatten sich gut 100 stolze Mütter und Väter in der Schule versammelt. Auf der Bühne war es weiter spannend. Max und Julia erreichen nach turbulenter Fahrt den rettenden Strand, doch da blasen schon die Schlange, das Monster, das Höhlentier, der Vogel und die Affen zum Angriff. Es fliegen die Fäuste und die Fetzen, bis sich die beiden Kinder mit der Kraft ihrer Augen Respekt verschaffen und die Tiere gefügig machen.
Schließlich schenkt ihnen die Schlange das ewige Gift gegen ätzende Hausaufgaben, das Monster übergibt den wertvollen Feuerkäfer und die Affen zeigen, wie schön es ist, Dinge gemeinsam zu unternehmen. Mit diesen Gaben ausgestattet, wachen Max und Julia im heimischen Bettchen wieder auf und stellen fest, dass es zu Hause doch am schönsten ist.
In nur acht Sitzungen à 90 Minuten hatten die freien Theaterpädagoginnen Christel Brüning und Heike Stuke das Stück »Wo die wilden Wesen wohnen« (frei nach Maurice Sendak) mit ihren Schützlingen einstudiert. Besonders aufmerksam und voller Genugtuung verfolgten Schulleiterin Heidrun Wehn und Fördervereinsvorsitzender Thomas Schomburg die kunterbunte Inszenierung. Lange Zeit hatte es nämlich so ausgesehen, als müsste mit der langen Tradition der Theater-Aufführungen zum Schuljahresschluss gebrochen werden. »Die Kassen waren leer, und alles sollte ausfallen«, erklärt Thomas Schomburg. »Dann hat sich der Förderverein eingeschaltet und die beiden externen Theaterpädagoginnen engagiert, um unseren Kindern diese Aufführung zu ermöglichen. Wir werden künftig auch weitere schulbegletende Maßnahmen wie Jazz-Tanz oder Karatekurse anbieten und die benötigten Fachleute dafür separat einkaufen«, ergänzt der 44-Jährige. »Die Kinder müssen einfach in Bewegung bleiben. Denn es ist nachgewiesen, dass körperliche Bewegung einhergeht mit schulischer Leistung. Seitdem wir zum Beispiel unseren Schulhof mit neuen Spielgeräten haben, sind die Schüler viel ausgeglichener und weniger aggressiv.«
Der Förderverein der Astrid-Lindgren-Schule ist seit mehr als zwei Jahren hyperaktiv, erwirtschaftet zu allen möglichen Anlässen gutes Geld, z. B. auf Weihnachts- und Flohmärkten, Kuchen- und Getränkeständen. Schomburg freut sich aktuell über 160 zahlende Mitglieder.
Schulleiterin Heidrun Wehn kann diese Freude nur teilen: »Was wir ohne den Förderverein auf dem Schulhof hätten? Das kann ich Ihnen schnell sagen: Zwei Klettergerüste aus den 70er Jahren und jede Menge Asphalt...«
Am Theaterstück beteiligten sich aus der Klasse 3a: Jens Verlsteffen (als Max), Mahir Moras, Lena Roß und Mohnish Arora; aus der 3b: Jana Schild (als Julia), Jens Schomburg (als Erzähler), Neslihan Kibir, Tobias Lange und Clara Persch; aus der 4a: Denet Akdeniz, Cansu Sönmez, Merve Kahraman, Anasthasia Heitmann und Natalja Nikkel; aus der 4b: Laura Gärtner, Manolya Hosgit, Elena Nickel und Alina Tetzlaff.

Artikel vom 29.06.2005