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Bielefelds »Wunschbrunnen«

Der Götterbote Merkur »fliegt« an seinem neuen Standort


Von Burgit Hörttrich und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Dorothee Volwahsen, Witwe des Künstlers Herbert Volwahsen, nennt den Merkur-Brunnen einen »Wunschbrunnen«. Weil der fliegende Götterbote Merkur einen Stab umfasst, mit dem er - der Sage nach - »die Augen der Männer bezaubert«. Dorothee Volwahsen: »Ein Zauberstab also, den der Merkur nach Bielefeld gebracht hat und der das Wünschen erlaubt.« Sie selbst wünsche Bielefeld, dass der Merkur-Brunnen »der Stadt weiter Glück bringt.«
Gestern wurde der Merkur-Brunnen an seinem neuen Standort, dem Bunnemannplatz, erneut eingeweiht - mit einem gemeinsamen Knopfdruck von Dorothee Volwahsen, Oberbürgermeister Eberhard David und Stadtwerke-Chef Wolfgang Brinkmann; die Stadtwerke-Stiftung hat das Umsetzen des Brunnen, die neue unterirdische Brunnenstube samt neuer Technik bezahlt.
Oberbürgermeister Eberhard David sprach davon, dass Bielefelder Altvertrautes, eben den Merkur-Brunnen, in neuer Weise sehen können. Der Standort am Alten Markt, wo der Merkur-Brunnen 1963 aufgestellt worden war, habe wegen der Altstadt-Umgestaltung aufgegeben werden müssen. Der Oberbürgermeister: »Den Merkur einzulagern, wäre die schlechteste aller möglichen Lösungen gewesen.« Deshalb sei er zum einen Dorothee Volwahsen für ihr Einverständnis mit dem Standortwechsel dankbar, zum anderen der Stadtwerke-Stiftung, die den »Umzug« finanziell möglich gemacht habe. So bleibe das Werk eines namhaften Künstlers, der auch in Bielefeld gelebt und gearbeitet habe, im Stadtbild erhalten. David: »Der Merkur ist für uns alle ein vertrauter und geschätzter Anblick.«
Die Bauverwaltung hatte elf mögliche Standorte in der Altstadt vorgeschlagen, an denen Brunnenschale und Bronze-Götterbote eine neue Heimat hätte finden können. Der Bunnemannplatz erschien letztendlich als der geeignetste. Den Umzug hätte die Stadt aus eigenen Mitteln aber nicht bezahlen können und deshalb sollte Brunnen samt Kunstwerk vorgeblich nur auch Zeit eingelagert werden. Bürgerproteste haben das verhindert.
Mit dem Merkur gibt Herbert Volwahsen eine Interpretation der antiken Sage, dessen Flügel (eigentlich an seinen Sandalen) ihn über das Wasser - die Brunnenfontänen - tragen. In Homers Gesängen heißt es so: »Er stieß aus dem Äther auf das Meer und schoss dann über das Gewoge, einem Möwenvogel gleichend, der über die furchtbaren Mulden des unfruchtbaren Meeres nach Fischen jagend die schwirrenden Flügel in der Salzflut netzt. Diesem gleich fuhr über die vielen Wolken Hermes (Merkur).«

Artikel vom 29.06.2005