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FIA vertagt die
Entscheidung

Urteil im Indy-Fall erst im September

Paris (dpa). Der Automobil-Weltverband FIA hat die sieben Michelin-Teams wegen ihres umstrittenen Startverzichts beim Skandalrennen in Indianapolis in zwei von fünf Punkten für schuldig befunden.

»Aus meiner Sicht wäre das unfair, nach dem heutigen Stand der Informationen eine schwere Geldstrafe oder überhaupt eine Strafe zu verhängen«, sagte FIA-Präsident Max Mosley nach einer Anhörung der Rennteams vor dem Motorsport-Weltrat in Paris. »In der Zeit bis zum Urteil will ich sehen, was die Teams tun, damit so etwas nie wieder passiert.«
McLaren-Mercedes, BMW-Williams, Renault, Toyota, Sauber, Red Bull Racing und BAR-Honda könnten somit glimpflich davonkommen. Dennoch kündigten sechs der sieben Rennställe an, Einspruch gegen die FIA-Entscheidung einzulegen. Sie fühlen sich in allen fünf Punkten unschuldig. Red Bull Racing fehlte auf dem Schreiben.
Gestern hatten die Vertreter der Teams zu den Vorfällen beim Großen Preis der USA am 19.Juni Stellung genommen. Ihr Reifenproduzent Michelin hatte keine sicheren Pneus an die sieben Rennställe geliefert. Die Teams folgten am Ende der Empfehlung des französischen Unternehmens und verweigerten den Start.
Der Weltrat sah die Rennställe für schuldig an, nicht die angemessenen Reifen mitgenommen und daher auf das Rennen verzichtet zu haben. »Diese Sache hat der Formel 1 insbesondere in den USA einen Schaden zugefügt. Michelins Job war es, mit einem zuverlässigen Reifen in Indianapolis anzutreten und da hat Michelin vollkommen versagt«, sagte Mosley.
Der 26-köpfige Motorsport-Weltrat sprach die Teams von dem Vorwurf frei, während des Rennens eine Geschwindigkeitsbegrenzung abgelehnt zu haben. Mit den umstrittenen Michelin-Reifen konnten sie in der Steilkurve auf dem Indianapolis Motorspeedway nicht mit hohem Tempo fahren, da sonst die Reifen hätten platzen können. Deshalb hatten sie und Michelin eine Schikane vor der Kurve zur Reduzierung der Geschwindigkeit vorgeschlagen. Das hatte die FIA abgelehnt.
Außerdem wurden die sieben Teams nicht dafür verurteilt, kein Demonstrationsrennen veranstaltet und die Stewards nicht rechtzeitig über die Startverweigerung informiert zu haben. »Sie haben gesagt, dass sie alles in ihrer Macht Stehende getan haben«, sagte Mosley. Letztlich hätten sie sich aber der Empfehlung von Michelin beugen müssen. FIA-Chef Mosley sprach sich gegen einen Punkteabzug als Strafe aus. Eine saftige Geldstrafe hielt er hingegen für möglich.
Der Brite stellte klar, dass er Michelin für den Hauptschuldigen hält. »Ich will ja keine Attacke lancieren. Aber dies war eine fürchterliche Vorstellung von Michelin«, sagte er. Das Problem der FIA sei, dass sie »gegen Michelin keine direkte Strafe verhängen kann«. Mit der Vertagung des Urteils setzt die FIA den Reifenhersteller und seine Partnerteams auch unter Druck. Bis September sollen sie aufzeigen, welche Maßnahmen sie ergreifen, die 110 000 Zuschauer zu entschädigen.

Artikel vom 30.06.2005