29.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schneckengalerie soll
zum Nachdenken anregen

Christel Blömekes Projekt »Slowfast« in Stadtbahnen

Bielefeld (uj). In der Ruhe liegt die Kraft. Spätestens seit Sten Nadolny mit seinem einfühlsamen Entdecker-Roman »Die Entdeckung der Langsamkeit« den existenziellen Nutzen dergleichen darlegte, sollte sich das Beschauliche doch eigentlich etabliert haben. Aber weit gefehlt und das, obwohl die Schnecke nun schon seit Jahrmillionen durch die Evolutionsgeschichte kriecht.

Die Gesellschaft setzt auf Schnelligkeit, insbesondere beim Transport. Sei es, dass Personen, Waren oder Daten von A nach B transferiert werden müssen -Êje schneller, um so besser. Bei einem Kunstprojekt mit dem Titel »Slowfast« (Langsam-schnell) von Christel Blömeke, prallen derzeit zwei Welten aufeinander.
Die Düsseldorferin befestigte an den Fensterscheiben von Stadtbahnen milchig transparente Siebdrucke, die die unterschiedlichen Bewegungsstadien der Schnecke zeichnerisch abbilden. Fahrgäste der Linien 4 (Rathaus-Lohmannshof) und 2 (Milse-Sieker) wurden in den vergangenen Wochen mit Blömekes Schneckengalerie konfrontiert.
Blömekes Projekt arbeitet mit Irritation und Befremdung. »Ich will die Menschen aus ihrem gewohnten Trott herausholen und sie mit meiner Schneckengalerie zum Nachdenken bringen«, sagt die 38-Jährige. Zum Beispiel darüber, dass Schnelligkeit nicht alles ist. Aber auch Reflektionen über das Handeln und Tun auf Erden im Allgemeinen sind erwünscht.
Normalerweise gehen Menschen zur Bewusstseinserweiterung ins Museum, so Blömeke, die sich wünscht, dass möglichst viele Stadtbahnnutzer durch ihre Schnecken angeregt und inspiriert wurden -Êdas Projekt läuft noch bis Ende der Woche.
Aufmerksamen Vielfahrern dürfte auch nicht entgangen sein, dass in den Fahrgast-Informationsboxen visitenkartengroße Kärtchen mit unterschiedlichen Schneckenmotiven ausliegen. Sie wurden und werden von den moBiel-Mitarbeitern täglich mit neuen Motiven aus Christel Blömekes Schneckengalerie bestückt. Wer also eifrig gesammelt hat, dürfte die Galerie bald komplett haben.
Die Künstlerin wurde 1967 geboren und lebt als freischaffende Künstlerin und Kunstpädagogin in Düsseldorf. Sie ist Lehmbruck-Stipendiatin des Landes NRW.

Artikel vom 29.06.2005