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Getötete Soldaten kehren heim

Nach Unfall in Afghanistan soll Opfer in Oeynhausen beigesetzt werden

Von Thomas Hochstätter
Bad Oeynhausen (WB). Auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln sollen heute die Leichname der beiden Bundeswehrsoldaten eintreffen, die bei einer Explosion in Afghanistan ums Leben gekommen waren (wir berichteten). Unter ihnen ist Hauptfeldwebel Andreas H. (37) aus Bad Oeynhausen.
Der Unglücksort im Norden Afghanistans: Die Explosion einer Wagenladung von Sprengkörpern kostete acht Menschen das Leben, darunter auch einen Soldaten aus Bad Oeynhausen. Foto: Reuters

Der Vater des getöteten Soldaten war Gruppenleiter beim Unternehmen Weserhütte in Oeynhausen. Selbst schwer krank, hat ihn und seine Frau Helene der Verlust des einzigen Sohnes schwer getroffen. Die Nachricht überbrachten noch am Samstag ein Hauptmann und ein Militärseelsorger. Mit dem Ehepaar fühlen viele Oeynhausener, denn die Familie ist in der Kurstadt bekannt. Im Arbeitskreis für Heimatpflege hat Lothar H. sich als Postkartensammler einen Namen gemacht. In der vergangenen Legislaturperiode war er im Behindertenbeirat aktiv. Und in der Behindertensportgemeinschaft ist er seit langem Übungsleiter.
Andreas H. selbst hat Mitte der achtziger Jahre eine technische Ausbildung bei der Firma Buschjost absolviert. Bei der Bundeswehr war er zunächst Pionier, wurde später Sprengmeister. Kosovo, Afghanistan - die Gefahr war sein Metier, und er war sich ihrer bewusst. Zu solchen Einsätzen habe man ihn nicht zwingen müssen, sagt sein Vater.
Ums Leben gekommen ist Andreas H. beim Verladen von eingesammelter Munition in der Nähe eines Flugplatzes in der Provinz Tachar im Nordosten von Afghanistan. Die Ursache für die gleichzeitige Explosion von drei Lastwagen am Samstagnachmittag gegen 16.30 Uhr Ortszeit ist weiter unklar. Die Bundeswehr geht von einem Unfall aus. Die internationale Schutztruppe schließt dagegen einen Anschlag nicht aus. Bis Ende der Woche soll ein deutsches Untersuchungsteam die Ursache klären. Wie berichtet, soll es vor zwei bis drei Wochen Drohungen gegen das deutsche Aufbauteam in Kundus gegeben haben. Der afghanische Sicherheitschef der Provinz Tachar mutmaßte, die Fahrzeuge könnten mit einer ferngezündeten Bombe in die Luft gesprengt worden sein. Beim Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der Friedensmission in Afghanistan sind seit Dezember 2001 insgesamt 16 deutsche Soldaten ums Leben gekommen, darunter ein Soldat aus Delbrück (Kreis Paderborn).
Mit dem Bad Oeynhausener starben sechs afghanische Helfer und ein Oberfeldwebel, der in der selben Kaserne im Kreis Gifhorn stationiert war wie Andreas H. Dort in Niedersachsen hat der Waffenspezialist in der kleinen Ortschaft Ehra-Lessien gelebt, an deren Rand die Hammerstein-Kaserne liegt. Andreas H. war oft zu Hause in Bad Oeynhausen, zuletzt Mitte April. Laut Bundesverteidungsministerium wäre sein sechsmonatiger Einsatz in Afghanistan im Juli zu Ende gegangen.
Eine Trauerfeier für Andreas H. und seinen Kameraden wird es heute auf dem Flughafen Köln/Wahn geben. In Gegenwart von Bundesverteidungsminister Peter Struck soll ein Militärpfarrer der toten Soldaten gedenken. Das werden auch in Bad Oeynhausen viele Menschen tun, wo Andreas H. beigesetzt werden soll.

Artikel vom 29.06.2005