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Deutsches Girlie
hilft der Dame

Navratilova will Wimbledon-Rekord

London (dpa). Als Anna-Lena Grönefeld gerade einen Monat auf der Welt war, holte Martina Navratilova 1985 in Wimbledon schon ihren sechsten Einzel-Titel.

Am kommenden Sonntag soll die 20-Jährige aus Nordhorn der mittlerweile 48 Jahre alten Tennis-Legende im Doppel zur insgesamt 21. Trophäe in Londons Südwesten verhelfen. »Das ist eine Ehre, denn Wimbledon ist ihr Lieblingsturnier. Sie hat ja hier schon gewonnen, als ich noch gar nicht da war«, sagte Anna-Lena Grönefeld nach dem Einzug ins Viertelfinale. Die junge Deutsche ist bei einem Grand-Slam-Turnier noch nie so weit gekommen.
Ihre eigene Mutter ist 51 Jahre alt, doch das Verhältnis zu Navratilova sei irgendwie anders, »weil sie im Sport noch dabei ist«, sagte Grönefeld. »Ich denke gar nicht darüber nach, dass sie so viel älter ist. Wenn man gegen sie Einzel spielt, ist das schon extremer, weil man denkt: Gegen die will ich unbedingt gewinnen.« Den Druck, an der Seite der prominenten Partnerin besonders gut agieren zu müssen, verspürt sie nicht, eher den gleichen Ehrgeiz: »Da erkenne ich mich schon ein bisschen wieder.« Einen Hechtsprung, wie ihn Navratilova im Achtelfinale zeigte, riskierte Grönefeld allerdings noch nicht.
Die Auftritte im Doppel trösten die derzeit beste Deutsche über ihr Erstrunden-Aus im Einzel hinweg, und auch heute beim Kampf um den Einzug ins Halbfinale sind Grönefeld und Navratilova gegen die Russin Vera Duschewina und Shahar Peer aus Israel favorisiert. Navratilova hat zwar schon 58 Grand-Slam-Titel gesammelt und als einzige Spielerin bei allen vier großen Turnieren Einzel, Doppel und Mixed gewonnen, doch den Rekord für die meisten Wimbledon-Triumphe muss sie sich noch mit Billie Jean King (USA) teilen. Doch damit will sie sich nicht abfinden. Auch im Mixed ist sie am Ball und versucht diesmal ihr Glück mit Mike Bryan (USA).
Die Aufregung rund um ihre Auftritte ist wie überall groß, stets sind Leibwächter dabei. »Das ist schon eine Erfahrung, das mal mitzumachen«, sagte Grönefeld, die auf dem Platz von den taktischen Kniffen und der Analyse ihrer Partnerin profitiert. Ansonsten sprechen beide auch über andere Themen. Navratilova vermittelt Prinzipien, zum Beispiel das Ablehnen von Interviews vor dem Spiel. »Sie ist nicht so eine distanzierte Doppel-Partnerin«, sagte die Norddeutsche, die auf dem Platz dank ihrer harten Grundschläge für die Aggressivität im Spiel sorgt.
Bis zu den US Open soll vorerst die Partnerschaft dauern, die einen kuriosen Anfang nahm. Beim Turnier in Pattaya Anfang Februar erhielt Anna-Lena Grönefeld eine E-Mail mit unbekanntem Absender. Doch sie enthielt weder Virus noch Werbebotschaft, sondern die Anfrage, ob Interesse an einem Doppel bestehe. Eine Martina N. hatte gezeichnet.

Artikel vom 29.06.2005