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Das kleine Finale war
ein ganz großes Spiel

4:3 gegen Mexiko: Deutschland Dritter - Hanke sah Rot

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Leipzig (WB). 4:3 zum Confed-Einstand gegen Australien, 4:3 zum Ausstand gegen Mexiko: Tolle Tore öffneten für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Leipzig die Tür zum dritten Platz. Das kleine Finale war ein ganz großes Spiel.

Es ging »nur« um Rang drei, also eine Chance für die zweite Wahl? So sah Jürgen Klinsmann die letzte Pflicht-Partie vor dem WM-Anpfiff 2006 nicht. Der Bundestrainer schickte seine Besten auf den Rasen. Einen »Joker« zog er aber wieder aus dem Ärmel: Hanke stand in der Anfangsformation.
Ins Tor rotierte, wie angekündigt, Routinier Kahn wieder zurück. Und für ihn gab es schon nach zwei Minuten die erste Schrecksekunde. Seine Abwehr pennte, Fonseca stand völlig frei - und schoss am Tor vorbei. Die Deutschen bekamen sehr früh zu spüren, wie schwer diese Mexikaner zu spielen waren. Das hatten ja auch schon die großen Favoriten Brasilien und Argentinien zu spüren bekommen. Und nach zehn Minuten erneut Alarm im Strafraum: Da hatte Borgetti den Führungstreffer auf dem Fuß.
Wieder viel Glück für die DFB-Auswahl, die erst nach zwanzig Minuten zu ersten Möglichkeiten kam. Podolski zielte knapp vorbei, Hankes Schuss streifte immerhin noch die Latte. Die Annäherungsversuche Richtung Mexiko-Tor wurden immer präziser.
Und dann passte es genau. Nach einer Musterkombination über Deisler und Schweinsteiger jagte Podolski (37.) den Ball in den Winkel. Wenig später durften die Mexikaner jubeln: Frings vertändelte den Ball, Fonseca (40.) nahm das Geschenk dankend an. Aber die postwendende Antwort der Deutschen nur sechzig Sekunden später war wieder äußerst sehenswert. Erneut ein Klasseangriff, Hinkel spielte Doppelpass mit Podolski und servierte Schweinsteiger maßgerecht die Kugel.
Die stark verbesserte spielerische Linie »bremsten« die Deutschen in den ersten Minuten nach der Pause dann aber leider selbst: Zunächst holte Huth den Torjäger Borgetti von den Beinen, blieb trotzdem ohne Verwarnung.
Dafür zückte Schiedsrichter Breeze in der 53. Minute »Rot« gegen Hanke, der Salcido ebenso dumm wie völlig unnötig zu hart attackiert hatte. Zehn gegen Elf, das jetzt ungleiche Duell nutzten die Mexikaner. Perez flankte, Mertesacker verlor das Luftduell gegen Borgetti und es stand 2:2.
Mit Asamoah (für Deisler) und Kuranyi (für Podolski) brachte Klinsmann zwei frische Angreifer. Spielbestimmend waren die Gäste, aber das Tor machten die Deutschen. Ausgerechnet Huth, in der Abwehr wieder mit einigen schwachen Szenen, war in der 79. Minute ganz stark: Er besorgte nach einer Ecke die Führung. Doch die Mexikaner schlugen zurück. Wieder war es Borgetti, der per Kopf den Treffer besorgte.
Verlängerung im Leipzig. Dieses Spiel um Platz drei, längst ein Hit von hohem Unterhaltungswert. Und für die dezimierte deutsche »Zehn« mit einem verdient guten Ende. Kapitän Ballack sorgte für den entscheidenden Schlusspunkt. Sein Freistoß in der 97. Minute, das war Maßarbeit, der war Weltklasse. Traumtor Nummer drei der Deutschen. Und traumhaft war an diesem Tag auch die Stimmung in Leipzig: Die Zuschauer feierten den Sieger wie die Weltmeister.

Artikel vom 30.06.2005