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Ein richtiges Turnier
Dicht am Cup

Von Friedrich-Wilhelm Kröger

 Alle, die sich nur amüsiert haben und abfällige Bemerkungen machten über dieses Turnier, werden einsehen müssen: Das war schon eine richtige Veranstaltung mit richtigem Fußball und richtigen Erkenntnissen für die Weltmeisterschaft. Es war keine Mini-WM, aber auch kein Konfetti-Cup aus dem Comic-Strip.
Dazu haben die Mannschaften zu guten Fußball geboten. Und ein kleiner Ernstfall war das ganz sicher. Denn nicht einmal Brasilien und Argentinien können aus Versehen in ein Finale kommen, dafür müssen sie schon einen beträchtlichen Teil ihrer Qualität einbringen. Es spricht nur für den Konföderierten-Pokal, wenn die beiden Top-Teams am Ende auch die Trophäe ausspielen.
Schlendrian ist nicht mehr angesagt. Schon jetzt Stellung zu beziehen und ein Jahr vor der WM die Machtverhältnisse abzusichern, war den Ball-Meistern wichtig. Zu respektlos kratzen die Außenseiter bereits am Lack der Arrivierten. So konnten im Confed-Achterfeld vor allem die Mexikaner, aber auch Japaner und Australier nachweisen, dass der internationale Wettbewerb nicht nur für die Großen geschaffen ist, sondern auch Spielraum für die Fähigkeiten der Kleinen bietet.
Die Weltmeisterschaft 2006 wird ihre üblichen Verdächtigen zum Favoriten haben, klar. Doch mit Überraschungen ist jederzeit zu rechnen. In Verbindung mit Deutschland fällt die Definition von Überraschung dabei noch etwas schwer. Was wäre das? Ein Sitzenbleiben in der Gruppenphase würde sich wohl Blamage nennen. Im Viertelfinale vertreten zu sein, ist das Mindeste. Und alles, was danach kommt - da fängt dann die Überraschung an.
Überraschend Weltmeister? Oder streift man mit dieser Vorstellung schon die Grenze zum Sensationellen? Für den Auftritt bei der WM-Generalprobe hat die DFB-Auswahl jedenfalls schon etwas Konfetti verdient. Egal, ob sie nun als Erster oder Zweiter, Dritter oder Vierter abschloss. Sie hat beste Unterhaltung geboten, glückliche Enden garantiert das allerdings noch lange nicht. Dazu müsste wirklich alles stimmen.
Es bleibt noch ein Jahr, das wird auch für alle anderen WM-Starter zum »Zeitspiel«. Zwölf Monate lassen sich zu sehr viel nutzen, auch vom Gastgeber, der im Fußball nicht mehr führend ist, sondern in der Neuentwicklung. Stillstehen werden auch Brasilianer und Argentinier nicht. Außerdem formiert sich allmählich die afrikanische und europäische Streitmacht in der WM-Qualifikation. Deutschland wird in den nächsten Testspielen die eigene Titeltauglichkeit überprüfen und hoffentlich weiter verbessern.
Dass sich schon Vorfreude auf die Weltmeisterschaft breit macht im Land und es gewillt ist, ihr Team total durch das Turnier zu tragen, war auch ein Zeichen, das der Confed-Cup ausgesendet hat.

Artikel vom 30.06.2005