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Rekord-Ölpreis
stellt Risiko dar

ifo-Institut: Stimmung verbessert

München/Berlin (dpa/Reuters/WB). Die Aussicht auf eine vorgezogene Bundestagswahl hat die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Juni zwar einerseits leicht verbessert. Andererseits aber stellt der Rekord-Ölpreis nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank sowohl ein Risiko für die Konjunktur als auch für die Preisstabilität dar.

Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg nach einer monatelangen Talfahrt von 92,9 Punkten auf 93,3 Punkte an, teilte das ifo Institut für Wirtschaftsforschung gestern in München mit. Viele Firmen hofften auf wirtschaftliche Impuluse nach einer Neuwahl. »Die Unternehmen gehen davon aus, dass der Reformkurs umgesetzt wird - egal von welcher Regierung«, sagte ifo-Wirtschaftsforscher Hans Günter Russ.
Daneben habe sich auch die Euro-Schwäche positiv ausgewirkt, da sich die Firmen dadurch Hoffnungen auf bessere Exporte machten.
Für die deutsche Wirtschaft gilt der ifo-Index als wichtigstes Stimmungsbarometer. Im Juni beurteilten die Firmen in Deutschland vor allem ihre Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate besser als zuvor. Dennoch warnte ifo-Chef Hans-Werner Sinn: »Es ist allerdings zu früh, daraus bereits auf eine konjunkturelle Besserung in den nächsten Monaten zu schließen.«
Der Höhenflug des Ölpreises wird nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) das Wirtschaftswachstum in Deutschland deutlich dämpfen. »Bleiben die Ölpreise auf diesem Niveau oder steigen gar noch weiter, dürfte uns das auf Jahressicht bis zu einem halben Prozentpunkt reales Wirtschaftswachstum kosten«, sagte DIHK-Chefvolkswirt Axel Nitschke gestern. »Die ungebremste Ölpreishausse entwickelt sich zum zentralen Konjunkturhandicap des Jahres 2005.«
Zwar zeigten die hohen Ölpreise auch eine weiterhin agile Weltkonjunktur an - und somit eine robuste Nachfrage nach deutschen Exporten. »Beim derzeitigen Ölpreisniveau, das in Euro gerechnet fast 70 Prozent über seinem Januarwert liegt, können wir aber schon fast die Hoffnung auf ein baldiges Wiedererstarken der Binnenwirtschaft begraben«, zeigte sich Nitschke skeptisch.
Produzenten können nach Einschätzung von Nitschke die steigenden Energiekosten kaum an ihre Abnehmer weitergeben, dem Verbraucher wird an der Zapfsäule zusätzlich Kaufkraft entzogen.

Artikel vom 28.06.2005