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Deutsche nutzen ihr Waldholz zu wenig selbst

Forstwirtschaftliche Betriebe kämpfen gegen Absinken auf das Preisniveau des Weltmarktes


Hamburg (dpa). Etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands ist mit Wald bedeckt. Mit einem Holzvorrat von 3,4 Milliarden Kubikmeter ist die Bundesrepublik das holzreichste Land Europas. Dennoch sind die heimische Forst- und die nachgelagerte Holzwirtschaft nicht glücklich. Denn die Deutschen nutzen im internationalen Vergleich zu wenig Holz. Die Folge: 2004 exportierte Deutschland erstmals mehr Holz und Holzprodukte als es einführte, wie aus der Statistik der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (Hamburg) hervorgeht. Zu Hause fühlt sich die Branche seit langem unterschätzt.
»Was wir brauchen, ist mehr Holzverwendung in Deutschland«, sagt der Geschäftsführer des Holzwirtschaftsrates (Wiesbaden), Gerhard Heider. In der Bundesrepublik liege der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei 1,1 Kubikmeter, das sei deutlich weniger als in den USA, Skandinavien oder Österreich. Der deutsche Wald wächst jährlich um 100 Millionen Kubikmeter. »Wir nutzen davon zwei Drittel«, sagt Heider. Der Vorrat wird jedes Jahr größer. Die deutsche Forst- und Holzwirtschaft beschäftigt eine Million Menschen. Der Umsatz liegt bei jährlich 100 Milliarden Euro.
Im Herbst 2004 stellte Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) die »Charta für Holz« vor. Ziel ist es, bis 2014 den Pro-Kopf-Verbrauch um 20 Prozent zu steigern - auch, um den Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre zu verringern. Das Paradoxe: Exportierte Ware wird im Ausland billig verarbeitet und kommt zum Teil nach Deutschland zurück.
Gleichzeitig stecken deutsche Forstbetriebe nach Angaben des Deutschen Forstwirtschaftsrates (Rheinbach) in einer schweren Ertragskrise. Sie schreiben zunehmend rote Zahlen, weil die Holzpreise sich dem internationalen Markt angleichen und sinken.

Artikel vom 28.06.2005