29.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die jungen Wilden greifen an

Der Finalist Argentinien: Regisseur Riquelme hat immer die Hauptrolle

Frankfurt (dpa). Argentiniens jungen wilden Gauchos gehört die Zukunft. Knapp 25 Jahre alt sind im Durchschnitt die Schützlinge von Trainer José Nestor Pekerman beim Confed-Cup. Und doch spielen sie in ihren ausländischen Vereinen - nur Keeper German Lux verdient sein Geld in Argentinien - bereits eine tragende Rolle.

Allen voran Spielmacher Juan Riquelme, der den Underdog FC Villarreal in der abgelaufenen Saison der spanischen Primera Division als Dritter in die Champions League führte. »Ich durchlebe wohl gerade meine beste Zeit als Fußballer«, sagt Riquelme.
Fünf Tage nach seinem 27. Geburtstag will er sich mit einem Sieg im hoch brisanten Confed-Cup-Finale gegen Rekord-Weltmeister und Erzfeind Brasilien selbst beschenken. Riquelme, mit drei Treffern hinter Teamkollege Figueroa (4) bislang zweiterfolgreichster Torschütze der Argentinier bei der Mini-WM, ist aber auch ein Paradebeispiel für die Entwicklung in der Post-Maradonna-Ära. Denn »Romy« holte unter Pekerman als damaligem Coach der U-20 den WM-Titel.
Dem Triumph bei den Junioren soll im nächsten Jahr der ganz große Coup folgen. »Natürlich wollen wir in einem Jahr den WM-Titel gewinnen«, sagt Pekerman. Beim Cup konnte er seine Auserwählten aus dem reichlichen Fundus vorzüglicher Fußballer erstmals für einen längeren Zeitraum zusammenrufen. »Das ist für die Teamfindung sehr wichtig«, betont der 55-Jährige. Pekerman zieht Parallelen zur Mannschaft von Jürgen Klinsmann: »Wir befinden uns wie Deutschland eindeutig in einer Umbruchphase.«
So sind gleich 14 Spieler Jahrgang 1980 und darüber. Senior ist Javier Zanetti, Rechtsverteidiger von Inter Mailand. Der 31-Jährige bestreitet gegen Brasilien sein 101. Länderspiel, mehr absolvierte im traditionell hellblau-weiß gestreiften Dress nur der ehemalige Inter- Star Diego Simeone mit 106 internationalen Partien. »Ich freue mich riesig auf ein weiteres großes Finale«, sagt Zanetti vor dem Duell mit der »Selecao«, die drei Wochen zuvor bereits mit 1:3 in Buenos Aires das Nachsehen in der WM-Qualifikation hatte. Dadurch sicherte sich Argentinien wiederum seinen WM-Startplatz.
Figueroa, Riquelme, Gonzalo Rodríguez und Juan Sorín bei Villarreal, Zanetti und Esteban Cambiasso bei Inter, Walter Samuel bei Real Madrid, Gabriel Heinze bei Manchester United, Javier Saviola beim AS Monaco sowie Diego Placente bei Bayer Leverkusen und Martin Demichelis bei Bayern München - die Spieler aus Argentiniens Kader sind längst Exportschlager für europäische Top-Clubs. Im eigenen Land ist nach der Wirtschaftskrise von 2002 nicht mehr soviel zu verdienen. Insgesamt stehen über 50 argentinische Profis in den Elite-Ligen in Deutschland, England, Frankreich, Spanien und Italien unter Vertrag.

Artikel vom 29.06.2005