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Der helle Kopf
setzt baulich
auch Akzente

Oetkers strammer Wachstumskurs


Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). »Früher waren wir sparsam. Jetzt haben die Jungen mal so richtig hingelangt«, befand Rudolf August Oetker (88) kurz und knapp. Der Konzernsenior brachte in seiner ganz eigenen Art auf den Punkt, was die Verantwortlichen des Bielefelder Vorzeigekonzerns nach dem Geschäftsjahr 2004 zu Recht stolz macht. Sie haben wohl alles richtig gemacht. Die Mischung aus Akquisitionen in ungewohnter Größe sowie strategisch wichtigen Einzelentscheidungen, aus solidem Wachstum und unternehmerischem Weitblick hat der Oetker-Gruppe ein in jeder Beziehung zufriedenstellendes Jahr beschert.
Mit dem Ertrag ist man zufrieden, betont Konzernchef Dr. August Oetker, der persönlich haftende Gesellschafter der Dr. August Oetker KG. Die Ergebnisqualität sei noch ein Stück verbessert worden. Insgesamt gut 21 200 Menschen arbeiten rund um den Globus für den Konzern. Besonders deutlich wird der Wachstumsprozess um außergewöhnliche 26,2 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro allerdings am Stammsitz Bielefeld. Übrigens auch »Heimathafen« von mehr als einem Dutzend Containerschiffen der Hamburg-Süd.
Die erste Bilanzpressekonferenz in der neuen »Dr. Oetker«-Welt wurde zum Medienauftritt ungekannter Größe. »Solange wir hier relativ entspannt sitzen, haben wir keine Sorgen«, beantwortete Oetker Fragen nach Spekulationen. Schließlich haben die Akquisitionen dem Konzern in allen Sparten neue Chancen erschlossen, aber auch Geld gekostet und das Eigenkapital angeknabbert.
Um so deutlicher verstärkt sich Woche um Woche der Gesamteindruck an der Lutterstraße, wo im Zuge einer Vielzahl von Baumaßnahmen gerade zum ersten Mal in der Firmengeschichte tatsächlich so etwas wie eine dem Unternehmenserfolg angemessene Konzernzentrale entsteht. Das Haus der Marke als multifunktionelles Kommunikationszentrum spielt da nur eine Rolle. Gleichzeitig führt das Haus den Bielefeldern eben vor, wie man eine Pflasterfrage für sich ganz und gar schnell und unkompliziert löst und damit etwas Bodenständigkeit und Fortschritt gleichermaßen Dokumentierendes schafft.
Die Lutterstraße ist für den Verkehr derzeit gesperrt. Pflasterer sind in der Höhe des Dütting-Gebäudes damit beschäftigt, die gesamte Fahrbahn nach guter, alter Kontor-Tradition in Blaubasalt zu pflastern und dem Umfeld des Hauses der Marke anzupassen. Das Dütting-Haus selbst ist aufgestockt, der Innenausbau läuft auf Hochtouren. In die Umgebung passt sich auch das Parkhaus ein, mit dem die Konzernplaner erstmals das Parkplatzproblem am Hauptsitz regeln möchten. Die Fassade des Funktionsgebäudes erstrahlt in rotem Klinker, passend zum Umfeld. Das wird künftig vom Pförtner kontrolliert, der am Anfang der Lutterstraße die gesamte Zufahrt regeln und kanalisieren wird.
Der Standort Bielefeld hat auch von einem Großteil der Investitionen von 75 Millionen Euro profitiert, die Oetker im Nahrungsmittelbereich getätigt hat - vornehmlich in Deutschland. Die Bielefelder Werke in Brackwede (Endverpackungsanlagen) und Oerlinghausen (Erweiterung) waren einmal mehr ebenso auf der Rechnung wie die Revitalisierung des Eckgebäudes (OEDIV) und der Oetker-Welt.

Artikel vom 29.06.2005