30.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Drama mit eigener Geschichte

Preisgekrönter schottischer Film »Sweet Sixteen« in der ARD


ARD, 23.00 Uhr: Liam, der in einem Vorort von Glasgow groß wird, feiert in wenigen Tagen seinen 16. Geburtstag. Aus diesem Anlass hat er sich ein festes Ziel gesetzt: Sobald seine Mutter, die wegen Drogengeschäften im Gefängnis sitzt, entlassen wird, will Liam (Martin Compston) mit ihr und seiner älteren Halbschwester Chantelle (Annmarie Fulton) eine intakte Familie bilden. So beginnt der schottische Film »Sweet Sixteen« aus dem Jahre 2002 von Regisseur Ken Loach.
Der Traum vom harmonischen Familienleben in einem Milieu von Verbrechen, Arbeitslosigkeit, Armut und Drogensucht gerät Liam zur fixen Idee. Um sein Ziel zu erreichen, wird er selbst zum Dealer und Kleingangster und gerät - aus Liebe zu seiner Mutter (Michelle Coulter) - immer mehr auf Abwege, bis er am Ende buchstäblich mit leeren Händen da steht. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist geschwunden, Liam hat Wut im Bauch und droht durchzudrehen.
Das Sozialdrama hat bereits seine eigene Geschichte geschrieben. Weil ein böses englisches Schimpfwort ungefähr 200 Mal in 90 Minuten vorkommt, erteilte die britische Filmaufsicht BBFC dem Stück erst eine Altersfreigabe ab 18 Jahren. Dadurch werde aber das jugendliche Publikum, an das sich »Sweet Sixteen« speziell wende, von dem Film ausgeschlossen, kritisierte Produzentin Rebecca O'Brien. Eine öffentliche Debatte folgte, in die sich auch Unterhausabgeordnete einschalteten.
Bei den Kulturschaffenden stand das Milieudrama hoch im Kurs. Als bester Film wurde »Sweet Sixteen« im Jahre 2002 bei der Verleihung der British Independent Film Awards (BIFA) ausgezeichnet. Zusätzlich wurde Laien-Hauptdarsteller Martin Compston für seine überzeugende Interpretation des jungen Liam mit dem Preis für den besten Nachwuchsschauspieler bedacht.

Artikel vom 30.06.2005