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Ein Fähnchen auf dem Globus

Mexiko passt schon: Deutschland legt Wert auf die Vielfalt der Gegner

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Leipzig (WB). Das ist schon in Ordnung so. Dreimal innerhalb von fünf Monaten gegen Argentinien zu spielen, hätte die deutsche Nationalmannschaft auch nicht voran gebracht. Morgen in Leipzig gegen Mexiko um Platz drei des Confederation Cups anzutreten, dagegen eher. Die Mittelamerikaner stehen auf Defensive, da kann sich die DFB-Auswahl im Riegelknacken üben und sich noch einmal so richtig austoben.

Die »Azteken« hatten die »Gauchos« im Halbfinale ziemlich am Wickel. An dieser Mannschaft biss sich in der Vorrunde bereits Brasilien beim 0:1 die Zähne aus. »Das wird zum Abschluss ein richtig guter Prüfstein für uns«, sagt Bundestrainer Jürgen Klinsmann vor dem siebten Länderspiel innerhalb von 25 Tagen. Bei der Eigenauswahl der Gegner für Testpartien setzt er auf Vielfalt, beim Confed-Cup spielte ihm das Halbfinal-Resultat von Hannover in die Hände. Klinsmann findet Gefallen an der letzten Aufgabe: »Die Mexikaner haben mich im Turnierverlauf beeindruckt.«
Sicher hätten die Leipziger Fans gern Argentinien gesehen, für die deutschen Spieler ist es dabei besser, wieder jemand anderen kennen zu lernen. Mexiko gilt als eines der unangenehmsten Rendezvouz' überhaupt, weil es seine abwehrende Haltung nur selten aufgibt. Deswegen ist DFB-Teammanager Oliver Bierhoff schon ganz gespannt: »Jeder sagt: das ist ja nur Mexiko. Aber diese Mannschaft hat gezeigt, wie gut sie spielt. Sie ist aggressiv, laufbereit und kompakt. Das wird schwer.«
Es dürfte Geduld gefragt sein und mit einiger Sicherheit werden weniger Tore fallen als unter Beteiligung des Gastgebers zuletzt üblich. Dessen Confed-Torverhältnis lautet 11:8, die Mexikaner kommen abzüglich des Elfmeterschießens gegen Argentinien auf 4:2. Diese Zahlen sagen einiges über den Weg aus, auf dem die beiden ihren Erfolg anstreben.
Unterschiedlicher könnte es kaum sein. Und in die Gegner-Landkarte darf Deutschland dazu ein weiteres Fähnchen einstecken. Dort finden sich seit Klinsmanns Einstieg schon Spielpartner aus allen fünf Erdteilen. Russen, Nordiren, Österreicher und Slowenen vertraten Europa. Iran, Südkorea, Japan und Thailand gaben einen Eindruck vom asiatischen Ballsport. Brasilien und Argentinien sind nicht nur Südamerikas Top-Teams, sondern die derzeit führenden Vertretungen der Welt. Ozeanienmeister Australien prüfte Deutschland beim Confed-Cup. Dort war auch Afrika-Champion Tunesien der Gegner, nachdem sich zuvor im November schon Kamerun in Leipzig vorgestellt hatte. Hier schließt sich nun gegen Mexiko für diese Saison der Kreis.
Wer Weltmeister werden will, muss wissen, was los ist auf dem Globus. Darum wird auch in der WM-Spielzeit ein bunter Strauß an Länderspielen geflochten. Klinsmann legt den Schwerpunkt auf den alten Kontinent. Die Dienstreisen nach Holland, Frankreich, Italien, in die Slowakei und Türkei werden sicher keine Spazierfahrten. Das möchte der Bundestrainer auch überhaupt nicht. Er ist auf Härtetests aus, in denen seine Leute gefordert werden. »Wir brauchen solche Begegnungen, die uns voranbringen. Das ist bei diesem Programm garantiert.«
Der Vergleich mit anderen Kick-Kulturen gehört ebenfalls zur Aufwärmphase vor der WM. Eingeladen hat sich der Hausherr die Nationalauswahlen von Südafrika (mit Neu-Armine Zuma und Alt-Armine Buckley), der USA und Chinas. Fußball-Erdkunde, die die Deutschen nicht dümmer macht. Zur Fortbildung gehört auch das Spiel gegen das »System Mexiko«. Und dass es dabei nur noch um Platz drei geht, ist Nebensache.

Artikel vom 28.06.2005