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Marathonmatch mit Happy-End

Europa-Cup: Deutschland und »Russia-Power« lösen die Finaltickets

Von Franz Braun
Bielefeld (WB). Die letzte Entscheidung fiel erst um 20.42 Uhr. Aus deutscher Sicht mit einem erfreulichen Ergebnis. Das Team gewann das entscheidende Doppel gegen die Slowakei und siegte mit 2:1. Damit haben die Mädels von Bundestrainer Hans-Peter Born das Finale des Europa-Cups der U 14-Mädchen in San Remo erreicht. Das zweite Ticket sicherte sich Favorit Russland, der heute beim BTTC (13 Uhr) im Quali-Finale auf Deutschland trifft.

Bei strahlendem Sonnenschein hatte der zweite Turniertag auf der Anlage an der Voltmannstraße für den deutschen Bundestrainer Hans-Peter Born recht zuversichtlich begonnen. Der 3:0-Auftaktsieg seiner Mädels am Sonntag gegen Griechenland war ein Start nach Maß. Entsprechend schlug sich die gute Stimmung beim morgendlichen Training vor dem entscheidenden Match um den Finaleinzug nieder. »Die Übungseinheit heute Morgen war sehr intensiv und hatte Qualität. Das lässt auf einen positiven Ausgang hoffen. Zudem erwarte ich, dass der gestrige Erfolg dazu beigetragen hat, dass wir noch mehr Stabilität bekommen. Jedenfalls wird es ein enges Match, welches wir gewinnen, aber auch verlieren können. Ein kleiner Vorteil für uns ist, dass die Slowakei auf ihre nominelle Nummer zwei verzichten muss«, so der Bundestrainer Born kurz vor dem ersten Ballwechsel.
Personell hatte er sein Team umgestellt. Stefanie Mikesz, die am Sonntag gegen Griechenland mit einem Einzel- und Doppelerfolg noch ein gelungenes Debüt im deutschen Nationalteam gefeiert hatte, musste ihren Platz der Nummer zwei Kim Alice Grajdek überlassen. »Sie hat beim Europacup im Winter sehr gut gespielt und auch anschließend überzeugende Leistungen gezeigt«, begründete Born sein Wechselspiel.
Mit Grajdek und der Slowakin Zuzana Luknarova standen sich zwei grundverschiedene Spielerinnen gegenüber. Die Deutsche angriffslustig, druckvoll und emotionsgeladen. Rein defensiv dagegen ihre Gegnerin, nur bedacht ruhig und sachlich, viele sagen auch cool, den Ball, aber ohne jeglichen Druck, zu retournieren. Die Vorhand der Slowakin kam zwar präzise, doch wirkte sie gehemmt, wie mit angezogener Handbremse geschlagen. Eindeutig druckvoller dagegen ihre Rückhand. Insgesamt eine Spielweise, die der Deutschen überhaupt nicht behagte. Sie fand eigentlich nie ihren Rhythmus, fehlte ihrem Spiel die Konstanz. »Kim hatte leider nicht die Sicherheit«, musste Bundestrainer Born nach dem Match bilanzieren.
Da aber waren fast drei Stunden seit dem ersten Aufschlag vergangen. Es war kein hochklassiges Match, abgesehen von einigen guten Ballwechseln, doch es lebte von der Spannung. Die wurde hauptsächlich von Kim Alice Grajdeck hochgehalten, deren Spielniveau ein ständiges Auf und Ab war. Auch eine Führung - 4:2 im ersten Satz und 4:1 und 5:2 im dritten Satz - brachte nicht die erhoffte Sicherheit. Die Fehlerquote war einfach zu hoch. »Ich verschenke einfach die Punkte«, machte Grajdek nach dem zweiten Doppelfehler in Folge ihrem Ärger Luft, der die Slowakin den 6:6-Ausgleich im dritten Satz beschert hatte. Kein Tiebreak, sondern es wurde ausgespielt. Mit dem besseren Ende für Lunarova, die 8:6 gewann.
Auch das zweite Einzel wurde erst im dritten Satz entschieden. Diesmal mit einem positiven Ausgang für die Deutschen, deren Nummer eins Katrin Schmidt zum 1:1 Ausgleich. Die Entscheidung im Doppel fiel dann spät zugunsten von Deutschland (6:0, 6:2).
Gestern griff auch endlich der große Favorit Russland in das Geschehen ein. Wer den Centre Court als Sieger verlässt, dass war den Mädels schon vor der Partie klar. »Unsere Flugtickets für das Finale in San Remo haben wir schon gebucht«, so die russische Nummer eins Anastasia Pavlychenko. So etwas nennt man wohl gesundes Selbstvertrauen. Die athletischen jungen Damen wurden ihrem guten Ruf auch mehr als gerecht. Mit »Russia-Power« wurden die sich wacker wehrenden Mädels aus Großbritannien glatt mit 3:0 besiegt. Jetzt wartet im Finale das Team der Slowakei. Da werden die Damen um Teamchef Alexander Siranow besonders motiviert antreten, verloren sie doch im Vorjahr das Finale mit 1:4. Nach dem ersten Auftritt des Favoriten muss man kein Prophet sein, dass sich so etwas am heutigen Dienstag nicht wiederholt.
n Die ausführlichen Ergebnisse vom zweiten Tag und wie es am heutigen Dienstag weiter geht, siehe nebenstehenden Artikel.

Artikel vom 28.06.2005