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Für die »saubere Zukunft«
Marktlücken aufpolieren

Gebäudereinigung Niediek in der dritten Generation

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Der alteingesessene Handwerksbetrieb, der Metallbauer, der weltweit exportiert, das exklusive Fachgeschäft in der City: Der Mittelstand ist Rückgrat der Wirtschaft und Garant für die Zukunft. Das WESTFALEN-BLATT stellt in einer Serie erfolgreiche Mittelständler vor. Heute: Gebäudedienste Erich Niediek GmbH & Co. KG.

Bei seinen 650 Mitarbeitern hat Schmutz keine Chance. Egal, ob es sich um die Hinterlassenschaften ungebetener Graffiti-Künstler handelt, um umweltbedingte Regenspuren auf Fensterscheiben, um Spuren der Bauarbeiten vor der Übergabe des Objektes, um Spuren eines ganz normalen Büroalltags oder eines Einkaufstages im größten Benelux-Einkaufszentrum - das Team von Erich Niediek hat immer das richtige Rezept. Und ist wohl deshalb auch in Europas riesigem Einkaufsparadies im holländischen Den Haag ebenso im Einsatz wie bei namhaften Banken, Industrieunternehmen, Dienstleistern und im Einzelhandel. Beständigkeit und ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit an die sich stetig ändernden Anforderungen des Marktes sind Garanten dafür, dass der erfolgreiche Meisterbetrieb unter Regie von Erich Niediek (61) und seinen Kindern Daniel (26) und Eva (30) gerade »fließend in die dritte Generation übergeht«, wie der Vater stolz berichtet.
Wer sich mit der Geschichte der Firma Niediek beschäftigt, erlebt eine dieser typischen deutschen Nachkriegsbiografien, auf die das Land bis heute stolz sein kann und von deren ungeheurer Aufbruchstimmung manches heutige Firmenprofil gut eine Portion abbekommen könnte. Magdalene Niediek ist heute mit 90 Jahren die Seniorchefin. Ihre Entschlossenheit, das von Ehemann Erich Niediek 1936 zunächst als Produktionsbetrieb für Möbelpolitur gegründete Unternehmen in der Stunde Null fortzuführen und neu auszurichten, verdient bis heute größte Hochachtung, bekräftigt ihr Sohn. Erich Niediek lernte seinen Vater nie kennen, der fiel im Krieg und kam nie zurück. Mit 40 Mark Witwenrente und zehn Mark Waisenrente für den Sohn, erinnert sich Niediek, machte man sprichwörtlich sein Glück, trotzte allen Widrigkeiten und setzte sich in einer ungeheuren Energieleistung durch.
Ab 1964 kümmerte man sich bei Niediek um Gebäudereinigung. Mit Wirtschaftswunder und Expansionen begann die Zeit, als Firmen Reinigungsaufträge fremd vergaben. Niediek wuchs schnell in dieser Zeit. Bis in die neunziger Jahre dauerte das Wachstum. Der sich inzwischen auftuende teilweise existenzbedrohende Wettbewerb auf europäischem Parkett hat vielfache Gründe, wie Niediek im Rückblick aufschlüsselt.
Selbst mit 659 Mitarbeiter und drei Standorten in Bielefeld, Den Haag und Frankfurt/Oder zählt Niediek im Konzert der großen Konkurrenz zu den »kleinen« Anbietern. Niediek überzeugt mit Leistung, mit technologisch ausgereiften Konzepten und mit einem Höchstmaß an Dienstleistung bis hin zum kompletten Gebäudemanagement. Ausbildung steht hoch im Kurs, sogar einen Bundessieger haben die Bielefelder schon hervorgebracht, freuen sich über fünf Auszubildende mit guten Anlagen und wollen vom Sommer an verstärkt für den Nachwuchs im eigenen Team sorgen.
Die Probleme im »globalen« europäischen Wettbewerb der verzahnten Konzerne sind von ganz anderer Struktur. Beispiel Ausschreibung: Die muss heute europaweit erfolgen. Niediek: »Viel von der einst so gepriesenen lokalen Verpflichtung einer Kommune für ihre Unternehmen am Ort bleibt auf der Strecke. Das kostet uns Aufträge und die Stadt Arbeitsplätze.« Mehr noch: Eben erst hat das Gebäudereiniger-Handwerk seine Imageprobleme gemeistert und schwingt sich auf zum technologisch anspruchsvollen Zukunftsberuf, da verliert die Zunft den Titel als Meisterberuf. Geradezu paradox, findet Niediek: Seine holländischen Kunden schwören auf die »Meisterleistung« deutscher Reiniger - da schafft das deutsche Handwerk den Meisterbrief ab.
Dass die Weichen bei Niediek trotzdem auf Wachstum stehen, hat wohl auch mit dem Optimismus der Familie und ihrem Team zu tun, Marktnischen zu besetzen, Märkte aufzubauen und neue Regionen zu erschließen. Und die dritte Generation ist dafür bestens vorbereitet: Daniel Niediek ist Fachwirt für Reinigung und Hygienetechnik sowie Betriebswirt im Handwerk, Schwester Eva als Volkswirtin für Controlling, Marketing und Buchhaltung zuständig.

Artikel vom 29.06.2005