Uschi sollte besser Lotte heißen. Das würde schöner mit ihrer selbst ernannten ersten Eigenschaft klingen. Sie ist nämlich eine ganz flotte. Woran sich dieser Wesenzug aus Omas Begriffsschatulle zeigt? Uschi trägt spitze Schuhe mit hohem Absatz auf Kopfsteinpflaster, Föhnfrisur im Regen und immer ein Handtäschen. Immer, das heißt: Es können noch so viele Bücher, Blöcke, Wasserfalschen und was ein Student sonst noch so zum Überleben braucht sein, Madame würde nie auf einen Rucksack umsteigen. Der mag zwar praktischer und gesünder sein, aber ist eben auch hässlicher. Lieber schleppt sie sich schwitzend, aber elegant, einen ab, als ihr Transportsystem zu überdenken. Die Frau, mit der sie sich die Wohnung teilt, setzt da andere Prioritäten. Karin mag's bequem. Das ist ihr Hauptmerkmal. Früher hätte man sie der Ökofraktion zugeordnet. Schade, dass heute jeder ein wenig Grün ist und die Rollenverteilung so nicht mehr greift. Wie auch immer: Karin steht auf Sandalen (je nach Jahreszeit mit oder ohne Socken), Cordhosen in Camel und einen großen Rucksack. Wenn die Zweier-Wohngemeinschaft einen gemeinsamen Ausflug unternimmt, können die Unterschiede nicht größer sein. Doch sich gegenseitg zu bekehren, damit haben die Beiden längst aufgehört. Ihre Charaktere sehen sie als Chance. Droht Uschis Handtäschen zu platzen, nimmt Karin gerne etwas Balast ab. Im Gegenzug leiht sie sich das Teil für besondere Gelegenheiten aus. In der Cocktailbar beispielsweise kommt ein Packesel beispielsweise nicht so cool an. Außerdem: Sollte ihr jemand des Nachts auf die Sandalen treten, kann sie das Täschchen immer noch hervorragend als Wurfobjekt benutzen. Eine bequeme Sache. Laura-Lena Förster
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