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Sand schlucken in der Senne

Paplas Unglück überschattet 17. ADAC Enduro-Rallye Bielefeld

Bielefeld/Augustdorf (WB). Für die zahlreichen Zuschauer der 17. ADAC-Enduro-Rallye war es am Samstag recht einfach, den Weg in die Augustdorfer Sandgrube Möller zu finden. Riesige Säulen aus Sand und Staub am Himmel wiesen ihnen den Weg.

Umso schwerer waren dafür die Verhältnisse für die 111 gestarteten Enduro-Rallye-Piloten. Sie mussten sich vorkommen wie auf einer Etappe der Wüstenrallye Paris - Dakar; so viel Sand gab's zu schlucken. Die von Fahrtleiter Fritz Bobel und seinen 80 ehrenamtlichen Helfern gesteckte Strecke erwies sich als extrem anspruchsvoll und Kraft raubend. Tiefer, trockener Sand wechselte sich ab mit harten, steilen Bergab- und Bergaufpassagen.






Für die heimische Enduro-Rallye-Elite gab es bei diesen Bedingungen nichts zu gewinnen. Mitfavorit und Sieger von 2001, Thomas Lübbing aus Bad Oeynhausen, war schon nach der ersten Prüfung pessimistisch gestimmt. »Dies ist nicht mein Tag heute. Es läuft nicht richtig rund«. Er musste sich mit einem zwölften Rang im Gesamtklassement zufrieden geben.
Den Sieg fuhren Mark Risse (Werl) und das »Urgestein« Gerd Müller aus Much unter sich aus. Konnte Husquarna-Pilot Müller die erste Etappe noch mit einem hauchdünnen Vorsprung von 1,5 Sekunden für sich entscheiden, musste er sich anschließend Mark Risse jeweils knapp geschlagen geben. »Mit meinen 42 Jahren bin ich immerhin nicht von der Maschine gefallen und kann offensichtlich mit dem 18-jährigen Nachwuchs noch gut mithalten. Also kann ich doch zufrieden sein“, grinste der sympathische Tiefkühlkostfahrer im Ziel.
Ein weiterer Favorit, der Bielefelder Peter Papla, konnte nicht mehr ins Geschehen eingreifen. Nach seinem sensationellen zweiten Platz im Vorjahr hatte sich der Fahrrad-Trial-Spezialist in diesem Jahr eine Menge vorgenommen. Zunächst lag er noch auf einem aussichtsreichen vierten Rang, bis der für seinen spektakulären Fahrstil bekannte KTM-Pilot in der zweiten Wertungsprüfung bei einer steilen Bergabpassage schwer stürzte und mit einem Beinbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Durch die entstandene Zeitverzögerung musste die zweite Prüfung vom veranstaltenden ADAC Ostwestfalen-Lippe annulliert werden.
Aus ostwestfälisch-lippischer Sicht erfreulich war, dass sich mit dem Detmolder Sascha Kairies sowie Kai Overkott aus Altenbeken noch zwei heimische Starter in die TopTen-Liste eintragen konnten Andreas Ohmke aus Schloß Holte-Stukenbrock hatte auf eine Platzierung unter den ersten Zehn gehofft. Aber schon in der ersten Prüfung blieb seine Maschine mit einem Elektrikdefekt stehen.
Auch die Bielefelder Familie Weinreich war in diesem Jahr nicht vom Glück verfolgt. Nachdem die beiden Töchter Alexandra und Jacqueline nicht starten konnten, musste Vater Volker seine Suzuki mit defektem Hinterradreifen und Muskelkraft aus der vierten Wertungsprüfung ins Ziel zurückschieben. Einzig Mutter Heike hielt bis zum Schluss durch - was allerdings auch nicht verwunderlich war, war sie doch erstmalig für die Zeitauswertung der Veranstaltung verantwortlich.
Auffällig war auch in diesem Jahr wieder die stark besetzte Klasse der Quads. Die vierrädrigen Motorräder stellten eine besondere Attraktion für die zahlreichen Zuschauer dar.
Auch wenn die im hinteren Feld gestarteten »Hobbyfahrer« ohne spezielle Lizenz heftig Sand schlucken und einatmen mussten, waren sich doch alle einig: Die 17. Auflage der ADAC-Enduro-Rallye hatte die Erwartungen an eine fahrerisch besonders schöne und anspruchsvolle Motorsportveranstaltung wieder erfüllt.

Artikel vom 27.06.2005