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Staatssekretär statt Kulturminister


Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff will Künstler in die Schulen holen


Von Gerd Korinthenberg
Düsseldorf (dpa). Kaum hatte Nordrhein-Westfalens neuer Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) bekannt gegeben, dass es für die Kultur im Lande künftig kein eigenes Ministerium mehr geben wird, gab es ein Donnerwetter aus der Hauptstadt Berlin.
Nach dem Sieg der Union in Kiel habe nun mit NRW ein weiteres Bundesland ein eigenständiges Kulturministerium abgeschafft und versuche, dieses »falsche Signal« mit rhetorischen Taschenspielertricks zu verbrämen, grollte die Kulturstaatsministerin im Kanzleramt, Christina Weiss (parteilos).
Der Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei, Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, soll nun an Stelle eines Ministers zuständig sein. Doch zwischen Rhein und Weser, dem mit einer Unzahl von Museen, Bühnen, Orchestern, Galerien und Hochschulen kulturell reichsten Bundesland, sieht man den Coup der Konservativen wesentlich entspannter: Mit dem 55-jährigen Staatskanzlei-Chef und Kultur-Staatssekretär Grosse-Brockhoff, der sich in 13 Jahren als Düsseldorfer Kulturdezernent zu einem der profiliertesten kommunalen Kulturpolitiker im Lande entwickelt hat, habe Rüttgers eine brillante Wahl getroffen, heißt es über alle Parteigrenzen hinweg.
Mit dem neuen Mann, der nach eigenem Bekunden von der Machtzentrale Staatskanzlei aus »wie eine Spinne im Netz« die Kultur beflügeln will, könne das ungewöhnliche Experiment gelingen. »Der kann das«, meinte lakonisch der langjährige Ex-Leiter des NRW-Kultursekretariates, Dietmar N. Schmidt. Allerdings nähme die »Souveränität der Kultur« Schaden, wenn es zu einem »Mitschwimmen im Machtpoker« komme.
Rüttgers versprach die Verdoppelung des Kulturetats. Sein Staatssekretär Grosse-Brockhoff (»Ich bin ein Kind des Bildungsbürgertums«) will Künstler in die Schulen holen, Archive retten und die kulturelle Grundversorgung sichern. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 25.06.2005