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»Mein WM-Favorit ist Deutschland«

Brasiliens Trainer Carlos Alberto Parreira: Halbfinale als guter Härtetest

Nürnberg (WB). Brasliens Trainer Carlos Alberto Parreira sieht Vorteile für die deutsche Elf im Halbfinale des Confederation Cups. Der Weltmeister-Coach erklärt aber auch, dass seine Spieler Lust darauf haben, mit einem Sieg gegen den Gastgeber ins Finale zu kommen.
Im Halbfinale des Confederations Cups kommt es zu einer Neuauflage des WM-Endspiels von 2002. Wer ist Favorit? Parreira: »Es gibt keinen Favoriten. Aber wenn jemand Vorteile hat, dann ist es die deutsche Mannschaft. Sie spielt vor eigenem Publikum und hat einen Tag mehr Pause. Von einer WM-Revanche will ich nicht sprechen. Die gibt es vielleicht, wenn wir uns im nächsten Jahr im Endspiel treffen.«

Ist es dann eine Generalprobe für das WM-Finale 2006? Parreira: »Für uns Brasilianer wird das eine ganz neue Situation im nächsten Jahr: Zum ersten Mal seit langem werden wir als Favorit in die Endrunde gehen. Aber es gibt noch andere Titelanwärter: Portugal, England, Tschechien, Holland und Italien zum Beispiel. Aber mein Favorit auf den WM-Titel ist Deutschland.«

Was fürchten Sie am meisten bei der deutschen Auswahl? Parreira: »Angst haben wir natürlich vor niemand. Wir respektieren hervorragende Spieler wie Ballack, diesen jungen Kerl Podolski und diesen neuen Jungen, wie heißt der noch?

Schweinsteiger... Parreira: »Ja, Schweinsteiger. Aber wir werden unseren Stil spielen, den Ball laufen lassen. Deutschland hat auch eine starke Abwehr, wir verfügen über die besseren Einzelspieler. Klinsmann macht Experimente, denn das ist die Stunde der Experimente hier. Aber für uns fängt der Confederations Cup jetzt neu an.«

Die Griechen geschlagen, gegen Mexiko verloren, gegen Japan nur Unentschieden gespielt. Wie fällt Ihre Bilanz nach der Vorrunde aus? Parreira: »Wir hatten drei Ziele, und die haben wir auch erreicht: Wir haben die Vorrunde überstanden, wir haben in drei Begegnungen 20 Spieler getestet und sind dabei ohne Verletzte geblieben. Und wir haben einiges an Taktik probiert. Aber Brasilien muss noch viel brasilianischer spielen. Die Spieler haben Lust, ins Endspiel zu kommen. Aber dafür müssen sie bis zum letzten Schweißtropfen kämpfen.«

Franz Beckenbauer hat gesagt, die »Seleção« nehme die Sache nicht ganz ernst. Parreira: »Wer hat denn in jedem Spiel die Initiative übernommen? 25 Mal aufs Tor geschossen? Ein halbes Dutzend Chancen herausgespielt? Unsere Gegner verteidigen doch mit sieben, acht, neun Spielern. Niemand gibt uns eine Konterchance, niemand lässt uns Platz. Ständig müssen wir den Ball laufen lassen.«

Haben die erfahrenen Spieler wie Roque Junior und Emerson Recht, wenn sie die Abteilung Abwehr kritisieren? Parreira: »Ich teile deren Meinung. Das war schon immer das große Problem, dass die Spieler nicht schnell genug umschalten. Aber trotzdem haben wir eine gute Mannschaft hier. Das Spiel gegen Deutschland ist für sie ein guter Härtetest.«

Artikel vom 25.06.2005