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Den Abschied von den Pflichten des Pfarrers muss Hans-Jürgen Feldmann erst noch verarbeiten. »Zunächst einmal Ruhe finden« antwortet er auf die Frage, ob er schon Pläne für die Zukunft habe. Er hofft, mehr Zeit zum Fotografieren, insbesondere Architekturaufnahmen, zu finden, möchte - nicht nur einmal im Jahr - reisen. Nach Italien, nach Frankreich.
Was ist ihm wichtig gewesen in den drei Jahrzehnten seelsorgerischen Wirkens? »Die Ökumene« sagt er spontan. Mit dem ehemaligen Pfarrer der katholischen Johannes-Baptist-Gemeinde, Heinz-Josef Algermissen, dem heutigen Bischof von Fulda, verband ihn eine herzliche Kollegialität. Die beiden setzten das Werk fort, das Feldmann mit dem Vorgänger Algermissens, Pfarrer Becker, ins Leben gerufen hatte. Sie bildeten einen evangelisch-katholischen Arbeitskreis, der sich regelmäßig traf, aktuelle Probleme diskutierte. Das 1050-jährige Jubiläum des Stiftes Schildesche feierten die christlichen Kirchengemeinden gemeinsam.
Der Wunsch, Pfarrer zu werden, sei schon in der Schulzeit entstanden, erzählt Feldmann, der nicht gern Aufhebens um seine Person macht. Sein Engagement in der Jugendarbeit führte ihn weiter auf diesen Weg. Heute, im Rückblick, kann er sich durchaus vorstellen, dass es auch andere berufliche Möglichkeiten gegeben hätte: »Kunstgeschichte oder die Rechtswissenschaften haben mich immer interessiert.«
Unter der Leitung Feldmanns erhielt die Stiftskirche ein sechsstimmiges Geläut, das die älteste Glocke Bielefelds um fünf neue Glocken ergänzte. Er zeichnete verantwortlich für zwei Renovierungen der Kirche. Als besonderes Glanzlicht wertet er die Übertragung eines Gottesdienstes im Oktober 1999 aus der Stiftskirche im Deutschlandfunk: »Damals waren wir überall in Deutschland zu hören.«
Ein Nachfolger für Feldmann ist noch nicht gefunden. Die Stelle ist im Kirchenkreis Bielefeld ausgeschrieben: »Ich bin verwundert, dass sich noch niemand beworben hat«, sagt er. Welchen Rat hält er für den neuen Pfarrer (oder die neue Pfarrerin) bereit? »Sorgfältig theologisch arbeiten, die Predigtvorbereitung ernst nehmen.« Und: »Gründliches Denken ersetzt nicht den 'Event', der kurzatmig bleibt und keine nachhaltige Wirkung hat.«
Der scheidende Pfarrer ist davon überzeugt, dass die evangelische Kirche Fixpunkt für viele Menschen bleibt, die die Begleitung ihres Lebens suchen. Wenn zum Beispiel die Anmeldungen zu den Feiern der Jubel-Konfirmationen immer mehr anstiegen, dann beweise das, »dass die Konfirmation kein flüchtiges Ereignis war.«
Seit vielen Jahren schreibt Hans-Jürgen Feldmann regelmäßig, auch heute wieder, für das WESTFALEN-BLATT die Wochenendkolumne »Das Wort zum Sonntag«. Und das soll so bleiben. Der Pfarrer im Ruhestand, und das wird seine große Lesergemeinde freuen, wird weiter als Autor tätig sein.

Artikel vom 25.06.2005